|
2005 im
November - Es ist wieder soweit.
Der Tag X
|
Der Himmel über Langenhorst
am Tag vor dem Castortransport. |
|
|
Während die Gesellschaft sich in Sicherheit wähnt, bleibt die
Atomkraft die große Bedrohung für Jahrtausende. Irgendwann wird der
nächste Gau eintreten, vielleicht morgen oder in 10 Jahren oder in
Tausend Jahren.
Die Politiker finden keine Lösung. Hoffnungslos und ratlos schieben
sie das Atommüllproblem vor sich her und weigern sich, eine
verantwortbare Entscheidung zu treffen. Auch die neue Regierung mag
sich nicht festlegen. |
|
|
|
Wäre es nicht so ernst, könnte man die
jährliche Großveranstaltung im Wendland als traditionellen Event
betrachten.
28 Jahre Erfahrung mit Widerstandsaktionen gegen eine als
unverantwortlich betrachtete Staatsmacht, sowie 28 Jahre Diskussion
und Auseinandersetzung um das Thema Gewaltfreiheit haben im Wendland
ein ungeheures Potential an Kreativität und Fantasie wachsen lassen.
Dieselbe Lernfähigkeit beweisen auch fast alle Polizeikräfte. So kommt
es nur noch selten zu handfesten Auseinandersetzungen. Der Beobachter
hat den Eindruck: Eigentlich mögen sich alle. Es ist ein Spiel.
("Hinter mir und vorder mir gibt es nicht. Ich komme!").
Hintergründiger Humor zieht sich durch alle Aktionen. Beim
Anblick des ordendekorierten Parkplatzanweisers in Gusborn muss man
einfach schmunzeln.
Aber es bleibt ernst. Und als nicht lernfähig
erweisen sich die großen Medien. Wo es keine Verletzten gibt, gibt es
auch nichts zu berichten. |
|
(Zu gewaltfreiem Widerstand siehe auch:
www.Kurve Wustrow) |
|
|
Bei zahlreichen Veranstaltungen, Kundgebungen und Demonstrationen im
Vorfeld des eigentlichen Castortransports haben viele Tausend
Menschen gezeigt, dass das Wissen um die Gefahren der Atomindustrie
nicht durch Resignation verdrängt werden darf.
Am Donnerstag demonstrierten Schüler in Dannenberg und am Freitag
500 Schüler in Lüchow. Dafür gab es nicht schulfrei und sie nahmen
"Unentschuldigtes Fehlen" in Kauf. Diese Schüler sind die dritte Generation im Wendland,
die sich gegen die Bedrohung ihrer Zukunft wehrt.
Die Demo in Lüchow kam bezeichnenderweise ins Fernsehen, weil
ein paar Eier flogen und ein paar junge Polizisten ihre Lektion über
Gewaltfreiheit und Deeskalation noch nicht gelernt hatten. |
|
|
|
|
Am Samstag demonstrierten mehr als 4000 Menschen in Hitzacker und
besichtigten die schwer bewachte Bahnstrecke und ihre Brücken, über
die der Zug mit 12 Wagons mit höchst strahlendem Atommüll durch
Hitzacker rollen muss.
|
|
|
|
Am Sonntag, als der Castorzug schon durch Deutschland rollt, füllen
sich die Demo-Camps in Hitzacker, Metzingen ("In- und Auswendisch-Camp") und Dannenberg mit Unterstützern. Die Zeiten wo
Zigtausend zum Demonstrieren ins Wendland kamen, sind vorbei. Aber
nicht alle haben sich durch den Scheinausstieg einlullen lassen. Die
Power des Widerstands ist jedenfalls noch groß genug, um den Einsatz
von 16.000 Polizisten notwendig zu machen. Staus im Verkehr
entstehen deshalb eher durch Polizeikonvois als durch anreisende
Demonstranten oder wie hier durch Trecker die zur Kundgebung fahren. |
Video Polizeikonvoi (Copyright
Webmaster.
Lizenz) |
|
|
Auf einem Acker bei Gusborn steht seit 2001 eine Installation von
Franz Hartmann.
Infos zur Gedenkstätte auf
www.gewissensruhe.de
. |
An diesem beeindruckenden Ort fahren am Sonntag 200 große und kleine
Trecker auf und formieren sich zu einem großen X.
Einen der größten Trecker fährt eine junge Frau, deren Großmutter
auf den Fotos der ersten Demo
von 1977 als junge Frau zu sehen ist.
|
|
|
|
|
|
|
Trommler aus Frankreich heizen ein wenig die Stimmung
an.
|
|
|
|
Video von der Kundgebung der Bäuerlichen Notgemeinschaft.
Nach der Kundgebung fahren 200 Trecker geordnet vom
Platz. Im nächsten Dorf in Gusborn bleiben 120 von ihnen wieder
stehen und verkeilen sich ineinander. Es dauert 10 Stunden, bis sie von fachkundigen Beamten
beschlagnahmt und wieder auf den Kundgebungsplatz gebracht sind. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Am Montag rollt der Castorzug
von Lüneburg nach Dannenberg. In der Göhrde gelingt es kleinen Gruppen
immer wieder die Gleise zu besetzen.
(Beeindruckende Fotos auf:
www.castorgruppehitzacker.tk)
Nachdem der Zug durch ist, ist es noch reizvoll, die Abfahrt
der zahlreichen Mannschaftswagen zu behindern. |
Hier hat es gerade eine spontane Demo auf
einem kleinen Kreisverkehr gegeben. Nach Aufnahme der Personalien und
Erteilung eines Platzverweises für die etwa 12 Beteiligten soll es
weitergehen. Aber zwei PKW fahren im Kreisel und können sich für keine
Ausfahrt entscheiden. |
|
|
|
|
|
|
|
Mit dem Verladen der Castorbehälter von der Bahn auf
Tieflader lässt man sich am Montag Zeit, bis die eisig kalte Nacht weit
fortgeschritten ist. 2000 Aktivisten halten an den alternativen
Transportrouten aus und halten die polizeilichen Einsatzkräfte in Atem.
Während bei Gorleben das Spielchen "Straße besetzen, Straße abräumen"
mehrmals exerziert wird und in Grippel eine "schwerwiegende" und
komplizierte Blockade entstanden ist, rollen umfangreiche grüne
Konvois zur Verstärkung in diese Richtung. Ein auffällig bunter
Lieferwagen fährt sehr langsam durch Gusborn und behindert dadurch
etwa 30 Mannschaftswagen. Er wird angehalten. Die Ladung besteht aus
Strohballen (fürs Nachtlager natürlich). Die zahlreichen Insassen
erhalten einen Platzverweis. |
|
|
|
Ein Hinweisschild "Party" führt zu einer Scheune im Dunkeln. Vielen
müden Gestalten sieht man an, dass sie schon die letzte Nacht in der
Göhrde unterwegs waren. Lagebesprechung. Infoaustausch. "Wie ist zur
Zeit die Bewachung der Südroute?" " Nur einzelne Polizeiwagen auf
Waldwegen." " Im Dorf haben Bauern an einigen Stellen Strohballen
verloren. Die sind noch nicht weggeräumt."
Eingespielte kleine Bezugsgruppen ziehen sich zurück. |
|
Die Straße von Gusborn durch den Wald nach Grippel wird
gesperrt. Nur Polizei und Presse dürfen passieren. Dennoch lodern
plötzlich auf der gesperrten Strecke zwei große Strohfeuer, die lange
brennen und Feuerwehr und Wasserwerfer erfordern. |
|
|
|
|
|
|
|
Die beispielhaften Eindrücke mögen in dieser Website
genügen. Es ist auch nicht überall ohne Verletzungen und
handfeste Auseinandersetzungen abgegangen. Bewundernswert ist aber
gerade die weitgehende Beherrschung der unvermeidlichen Aggressionen
auf beiden Seiten.
Als Anmerkung noch eine Zeitungsmeldung dazu. |
|
|
|
Alle Beteiligten wissen, dass der Transport nicht verhindert werden
kann. In wenigen Stunden werden weitere 12 Castorbehälter im
sogenannten Zwischenlager, eine unterm Dach offene
"Kartoffelscheune", eintreffen.
Simple Hochspannungsmasten halten den mitteleuropäischen
Wetterkapriolen nicht stand. Können die dafür verantwortlichen
Stromkonzerne auf Dauer sicher mit Atomenergie umgehen?
|
|
|
|
|
|
|
|
nach oben
zurück
Gorleben und der Widerstand |
|