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2007
Govelin und der Feldlilienpfad

Ton: Feldlerche bei Govelin 02. 06. 2007.         

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kornblume und Schafgarbe
Kornblume

Lämmersalat
Lämmersalat


Strahlenlose Kamille


Windenknöterich


Hederich


Ruhrkraut


Kleiner Sauerampfer


Vogelmiere


Dach-Pippau


Schmalblättrige Wicke


Rauhaarige Wicke


Acker-Veilchen

 

 

          Govelin:

Drei Höfe   -   Fünf Einwohner

Und doch!
Es gibt viel zu erzählen. Die als Buch erschienene Dorfchronik umfasst 260 Seiten. Und es finden sich Querverbindungen zu den in dieser Website behandelten Spuren. Zum Beispiel ist der Schwiegervater von Adolf Tribian auch der Urgroßvater von Harry Bergmann.
Zunächst jedoch zur höchst erwähnenswerten Gegenwart. 


Im Mittelpunkt des Interesses steht Hof 2 (Bergmann)


Hof 1 wird von außerhalb bewirtschaftet.


Hof 3 wird von zwei Personen bewohnt.

Am Rande der Göhrde, gut zu erreichen auf Fahrradtour von Hitzacker, vom Kniepenberg oder vom Kateminbachtal liegt Govelin in einer Senke mit historischem Brunnen, umgeben von sandigen Hügeln der ehemaligen Heidelandschaft. An der Radlerhaltestelle bei Bergmanns wird man leicht zu einer Tasse Kaffee eingeladen.
Die kargsten Böden der Heide wurden vor hundert Jahren aufgeforstet, auf ackerfähigem Land wird heute rentabel Landwirtschaft betrieben.
 

Aber Bauer Harry Bergmann (70 ha Wald, 80 ha Ackerland) wirtschaftet auf 50 ha Land völlig unrentabel.
Warum?
Harry Bergmann pflügt, eggt, sät und erntet, aber die Arbeitsschritte Düngen und Gift spritzen lässt er aus. Entsprechend gering ist die Ernte. Sein Anliegen ist es, die aussterbende Ackerbegleitflora zu erhalten. Und dies ist ihm in großer Vielfalt, bei der die "Lilien auf dem Felde" jedem Wanderer ins Auge fallen, gelungen.

Die in Deutschland nahezu ausgestorbene wilde Feldlilie, Lilium bulbiferum, auch Feuerlilie genannt, kann nur im Getreidefeld überleben. Dazu muss sehr extensiv gewirtschaftet werden.

Auf diesen Feldern und in der abwechslungsreichen Umgebung haben nun auch zahlreiche andere Unkräuter Wildkräuter eine Überlebenschance. Einige Beispiele habe ich fotografiert.

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Gerste

Ein zeitgemäß bewirtschafteter Acker sollte so aussehen.
Die Wildblumen der Ackerbegleitflora kommen hier nicht vor.

Ohne allzu sehr mit Wissenschaft zu langweilen, scheint mir hier einmal ein wenig Präzision angemessen. Botaniker haben "Pflanzengesellschaften" definiert. Das sind Gruppen von Pflanzenarten, die unter bestimmten "Standortbedingungen" als Gruppe gemeinsam auftreten. Eine solche Gruppe ist
Die Lämmersalat-Gesellschaft
Teesdalio-Arnoseridetum minimae (Sclerantho-Arnoseridetum minimae)
Als Leitarten der Lämmersalat-Gesellschaft gelten:

Lämmersalat, Arnoseris minima
Begranntes Ruchgras, Anthoxanthum puelii
Bauernsenf, Teesadalia nudicaulis
Kleiner Sauerampfer, Rumex acetosella
Einjähriger Knäuel, Scleranthus annuus
Windhalm, Apera spica-venti
Kornblume, Centaurea cyanus
Acker-Veilchen, Viola arvensis
Acker-Spörgel, Spergula arvensis

Daneben kommen typischerweise vor:

Hederich, Raphanus raphanistrum
Windenknöterich, Polygonum convolvulus
Schmalblättrige Wicke, Vicia angustifolia
Acker-Vergissmeinnicht, Myosotis arvensis
Acker-Ehrenpreis, Veronica arvensis
Sumpf-Ruhrkraut, Gnaphalium uliginosum
Vogelmiere, Stellaria media
Hirtentäschel, Capsella bursa-pastoris
Vogelknöterich,  Polygonum aviculare
Strahlenlose Kamille, Matricaria discoidea

Was den Botaniker begeistert ist, dass alle diese Arten auf den von Harry Bergmann bewirtschafteten Flächen vorkommen.

Treffpunkt und Start für die geführte Wanderung ist der Hof von Harry und Christel Bergmann.

Hof und Wohnhaus sind rundum von Sträuchern und Blumen geprägt.

  Es lohnt sich, den 4 km langen Feldlilienpfad unter Führung des Naturkundevereins zu begehen.
Am 17. Juni war das Interesse besonders groß. Etwa 75 Teilnehmer konnten die Hauptblütezeit der Lilien erleben und erfuhren, dass in einer solchen Landschaft natürlich auch die Insekten- und die Vogelwelt nahezu die frühere Artenvielfalt erreicht. Die besondere Aufmerksamkeit der Ornithologen gilt dem Ortolan, einem Verwandten der Goldammer, der äußerst selten ist und hier die ihm gemäßen Bedingungen findet. Die Heidelerche bedankt sich ebenfalls mit ihrem Gesang.
Auch größeres "Viehzeug" findet hier Leckerbissen. Rotwild ergötzt sich an den Lilienknospen und schränkt dadurch das beeindruckende Blütenmeer etwas ein. Bedauerlicher ist aber, dass die Wildschweine so scharf auf die Knollen sind und keine Wühlarbeit scheuen, um an sie heranzukommen.  Eine größere Rotte hat hier den Boden umgepflügt.

Harry Bergmann erklärt die Vermehrungsweise der Feldlilie durch Brutknöllchen.

Vortrag an einer der Schautafeln durch Vertreter des Naturkundevereins.

Zwölf Informationstafeln auf dem gut gekennzeichneten Pfad, der auch durch Wald und mitten durchs Feld führt, klären den Einzelwanderer über die ökologischen Zusammenhänge und über die Arten aus Flora und Fauna auf. 
Entscheidend für die ausgeprägte Vielfalt ist nicht nur die Art der Landbewirtschaftung, sondern auch das Netz von Feldhecken, breiten Wegrändern, Wäldchen und Waldsäumen. Die so strukturierte offene Landschaft ist auf drei Seiten vom großen Waldgebiet der Göhrde umgeben.
Traumhaft schön zum Urlaub machen.
Ein Teil des Feldlilienpfades führt durch diese Allee.
Kein Wunder, dass Bergmanns Ferienhaus meist durch Stammgäste ausgebucht ist. Ein Versuch lohnt sich trotzdem!
Wenn Familie Bergmann zur Führung einlädt, dann ist auch Geselligkeit angesagt und die Blumenpracht am Haus und im traditionell gepflegten Bauerngarten darf bewundert werden.

Termine werden auf www.lilienpfad.de/ bekannt gegeben und beim Verein für Naturkunde Lüchow (www.naturkundeverein-luechow.de).

Bergmanns haben in ihrem großen Garten Platz für viele Gäste.
An dem Gesamtprojekt "Feldlilienpfad" sind selbstverständlich einige Institutionen und Verbände beteiligt und ohne Subventionen hätte Bergmann wohl schon lange keine Rücksicht mehr auf das "Unkraut" nehmen können. Aber die großstädtischen Beamten in den Ministerien sind doch nicht so sehr an den "Lilien auf dem Felde" interessiert, so dass die weitere Finanzierung des Projektes vom Einsatz politisch engagierter Kräfte abhängt. Der derzeitige "Umwelt"minister in Hannover (der mit der Kettensäge), vertritt im politischen Interessenkonflikt in der Regel die Gegenseite.
 

6.-22. Juni 2008 Feuerlilien-Tage in Govelin!

  • Fr. 6. Juni 2008, 19.30 Uhr Ausstellungseröffnung im Alten Zollhaus: Kabinettsausstellung "Mit den Farben der Königin: Die Feuerlilie"
    in Zusammenarbeit mit Fred Bos, Niederlande
     
  • Sa. 14. Juni 2008, 20.00 Uhr Klassikimpressionen am Ackerrand mit Christiane Kode, Cello u.a.
     
  • Sa. 21. Juni 2008 10.00-16.00 Uhr Feuerlilien-Symposium (Programm) mit Vorträgen und Exkursion. Treffpunkt Hof Bergmann, Govelin 2. Spende 10 €, Anmeldung per email oder telefonisch 05862-8838 bis 19. Juni
     
  • Sa. 21. Juni 2008, 20.00 Uhr Klassikimpressionen am Ackerrand mit mit Johannes Ammon Geige, Cornelia Spanier, Querflöte, Marion Kuenzer, Violoncello
     
  • Führungen:
    Samstag 7.Juni und Sonntag 8. Juni
    Samstag 14. Juni und Sonntag 15.Juni
    Sonntag 22. Juni
    jeweils von 14.00-16.00 Uhr, Treffpunkt Hof Bergmann, Govelin 2

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