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Tießau und Tiesmesland

Auf den Spuren von Suse und Lehrer Tribian

 
 
Unter Führung von Edmund Patzer aus Tiesmesland suchen wir die Orte der Handlung der Geschichte von Suse Herfurth und Adolf Tribian vor mehr als 100 Jahren auf.
 
 


Die Straße in Tiesmesland, an der die damalige Schule liegt. Dies war die Ortsdurchfahrt, bevor die Elbuferstraße gebaut wurde.


Das Schulgebäude, in dem Tribian 1893 als Schulamtskandidat und 1894 bis 1895 als Lehrer  unterrichtete.
 
 


Blick über die Elbaue von Tiesmesland.


Heute fährt man auf der Elbuferstraße, für die in den sechziger Jahren eine großzügige Bresche in die Landschaft geschlagen wurde, von Tiesmesland nach Tießau, wo Lehrer Tribian 1893 bei Bauer Lange wohnte.

 
 


Das damalige Gasthaus Wichtental in Tießau hat später Anbauten erhalten und ist heute ein reines Wohnhaus.


Dem Gasthaus gegenüber steht noch ein Hofgebäude im Originalzustand von damals.
War dies der Hof von Bauer Lange?
 
 


In diesem Haus wohnte "Doris Soltau, die Schneiderin in Tießau, die hat solch Gestell, wo man den Rock draufsteckt."


Die übrigen Häuser dieser breit angelegten Straße wurden in späterer Zeit gebaut. Der frühere Hauptweg nach Hitzacker führte von hier über die Höhen.
 
 

Ein auffällig gestaltetes Haus in Tießau.

 
 
Den alten Weg von Tiessau zum Forsthaus Junkerwerder hätte ich ohne Führung nicht gefunden, denn Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier ein großes Kalksandsteinwerk gebaut und auch die spätere Elbuferstraße hat die Landschaft sehr verändert.
Edmund Patzer: "Hier entlang führte damals der untere Weg durch die Elbauen nach Hitzacker.  Er wurde wahrscheinlich wenig benutzt. Mein Vater hat im Kalksandsteinwerk gearbeitet und wir haben dort auch gewohnt, zuletzt in der "Villa". Damals war der Weg noch öffentlich, obwohl er durch das sehr betriebsame Gelände des Werkes führte.  Erst seit hier eine Gummifabrik in Betrieb ist, wurde er für die Öffentlichkeit gesperrt."
Wir sind beide heute etwas dreist und benutzen den Weg trotz Absperrung.
"Direkt hinter dem Werk wurde der Sand abgebaut. Mein Großvater hat auch schon hier gearbeitet. Er ist in der Grube tödlich verunglückt, als er durch einen Erdrutsch verschüttet wurde.
Der Kalk für die Steine wurde über die Elbe angeliefert. Kalk und Sand wurden unter hohem Druck gepresst und dann in Kesseln unter Dampf gebacken."
 
 

Zahlreiche Gleise für die Lorenbahn sind im Gelände zwischen Werksgebäude und Hafen noch zu erkennen.
"Nach der Pressung wurden die Steine mit Hand auf Loren geladen und dann zunächst in die Backöfen gefahren, bevor es über diese Gleise zur Verladung auf die Schiffe ging.
Die Öfen wurden mit Kohle geheizt, die auch über die Elbe angeschifft wurde. Es gab wohl auch eine Dampfmaschine, denn einige Maschinen im Werk wurden über große Riemen angetrieben."
 
 

Dieser gut gepflegte und auch genutzte Schutzhafen ist noch nicht alt. "Früher war hier lediglich ein flacher Elbarm, so dass die Transporte insofern kompliziert waren, als die Güter zunächst auf kleine flache Kähne geladen werden mussten und in der eigentlichen Elbe auf die Flussdampfer umgeladen wurden."
 
 

Der alte Weg führt noch ein Stück weiter, bevor er vor der neuen Straße aufhört. "Ich bin damals in Hitzacker zur Schule gegangen, denn die Schule in Tiesmesland gab es schon nicht mehr. Dies war mein Schulweg nach Hitzacker.  Durch die Elbuferstraße ist hier viel Landschaft zerstört worden. Das ist jedenfalls meine Meinung. Ich glaube, heute würde man das nicht mehr so rigoros machen."
 
 

Links und rechts der Straße sehe ich nur Hochwald. Aber dann durch eine kleine Lücke das alte Forsthaus.

 
 

Zum Vergleich noch mal das alte Foto mit dem Blick auf das Forsthaus, von dem Suse 1893 so geschwärmt hat. Nach oben der geschlossene Wald, aus dem die Hirsche ans Haus kamen, und nach unten der freie Blick über die Tal-Aue.
Wir suchen noch den alten Weg, der am Forsthaus vorbei führte.
 
 

Aus der einen Richtung gibt es den Weg noch als Zufahrt zu dem gepflegten Haus, in dem vor 100 Jahren die Försterfamilie Sindermann lebte.

 
 
Auf der anderen Seite ist der Weg nach kurzem Verlauf mit jungem Wald zugewachsen.
Junkerwerder lag bis mindesten 1800 umgeben von reiner Heidelandschaft. Es gab keinen Wald. In einer Akte von 1798 heißt es denn auch "Schäferei Junkerwerder". Im 19. Jahrhundert wurde das sandige Hügelland  aufgeforstet und Junkerwerder wurde zum Forsthaus.
 

Jetzt will Edmund Patzer mir noch den Wald oberhalb vom Forsthaus zeigen, wo er als Kind oft gespielt hat. Dort stoßen wir auf Spuren einer ganz anderen Geschichte.
 
 
 
"Dies war unser Abenteuer-Spielplatz. Hier haben wir auch noch so manche Munition gefunden."
Es sind nur kleine Reste einer riesigen Anlage eines kriegswichtigen Treibstofflagers der Wifo (Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH) , das hier zwischen 1936 und 1938 auf einer Fläche von über 460 ha gebaut worden war.  Man hatte in die Seitentäler dieses Hügellands große Eisentanks platziert, mit Beton ummantelt, mit Boden bedeckt und zur Tarnung bepflanzt. Die Größenordnung ( 7 km Straßen, 11 km Schienen, Pipelines, zwei Häfen, drei Bahnhöfe, Wach- und Zwangsarbeiterlager) und die Geschichte ist ausführlich beschrieben auf
www.lostplaces.de/cms/content/view/40/33/.

Viele Details hat auch Erich Draschba berichtet, dessen Vater zur SS-Wachmannschaft gehörte.
Erst kurz vor Kriegsende wurden durch zwei umfangreiche und zielgenaue Bombenangriffe mit 1500 schweren Bomben große Teile der Anlage stark beschädigt. Der eigentlich Abriss fand aber in der Materialknappheit der Nachkriegsjahre statt. Um an das Eisen der Tanks zu kommen wurde alles gesprengt und selbst die Eisenarmierung aus dem Beton geholt.
 
 
 

Ansichtskarte von Tießau. Gel. 1966.

 
     

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