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Die Niederungen der Elbe-Nebenflüsse
Ton: Die Nachtigal in der Plater Allee. 2005
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Das Elbe-Jeetzel-Tiefland ist morphogenetisch durch eiszeitliche
Formenprägung insgesamt dem Elbe-Urstromtal zuzurechnen. Für die
heutige naturräumliche Gliederung mit der durch Deichbau starken
Einschränkung des Einflusses der Elbehochwasser unterscheidet man
zwischen engerer Elbe-Talaue (zu der auch Seege und Alant wegen der
Einbeziehung in die Hochwasserzone gerechnet werden können) und dem
übrigen Niederungsgebiet, das über die Jeetzel entwässert. Trotz
starker künstlicher Prägung durch Drainage, Gräben und Kanäle finden
wir noch hochinteressante naturräumliche Vielfalt, für deren Erhaltung
bei zunehmendem Umweltbewusstsein insbesondere der zugezogenen Bürger
seit zwei Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen werden.
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Die Dumme
Ein verzweigtes Netz von Bächen aus dem Süden des Drawehn und aus
der Altmark speist die Dumme in ihrem Unterlauf. |
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Von Warpke kommend bildet die Dumme als Harper Mühlenbach oder auch
Südlicher Mühlengraben die Grenze zur Altmark. Nach Aufnahme der
"Alten Dumme" fließt der Hauptarm durch Bergen, während der
Provinzialgraben abzweigt, bis zum Gain die Grenze bildet und sich
dort wieder mit der Dumme verbindet. |
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Wer eine noch intakte Niederungs-Auenlandschaft mit der großen
Vielfalt an Wildblumen, Vögeln und Kleintieren erwandern will, kann in
diesem alten Grenzgebiet zwischen Bergen und Kussebode zu jeder
Jahreszeit neue Entdeckungen machen. Rehe
am Ortsrand von Bergen |
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Im weiteren Verlauf ist die Dumme verlegt und kanalisiert. Die Neue
Dumme führt ihr Wasser vor Wustrow nach Norden und dann in scharfem
Knick zur Jeetzel.
Im Verlauf der alten Dumme und weiter an der Grauen Lake bis Lübbow
lohnt sich jeder Naturkundliche Spaziergang.
Bei Lübbow kommt die Jeetzel aus der Altmark, wo sie Jeetze heißt. |
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Auf einem kurzen Stück (Foto rechts) bildet der Fluss die Grenze. Wie
heißt er hier??
In der Literatur wird der Landkreis häufig als Einheit betrachtet und
nur am Rande wird angemerkt, dass die Naturräume nicht an den
Kreisgrenzen aufhören. Mit einer Portion Lokalpatriotismus will ich
das hier auch so halten.
Die Kreis- und Landesgrenze verläuft "mitten" durch die
Dumme-Landgraben-Niederung und der größere Teil liegt in
Sachsen-Anhalt und erstreckt sich bis Henningen, Salzwedel und
Arendsee. |
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Der neue 'Lüchower Landgraben' hat bei Teplingen eine unerwartete
Breite und wirkt auf dem Foto wie ein großer Fluss. Kurz hinter der
Kurve mündet er in die Jeetzel. |
Lüchower (Lübbower) Landgraben |
Würden wir dem Verlauf der früheren DDR-Grenze folgen und vielleicht
den alten NVA-Plattenweg benutzen, so hätten wir auf dem "Grünen Band"
weiterhin einen wenn auch schmalen Streifen Landschaft, die wir Natur
nennen können.
Der Alte Landgraben bildet hier den Grenzverlauf. Über den
Ausbau des neuen Lüchower Landgrabens und die entstandene
Kulturlandschaft gibt es eine Extraseite. Deshalb biegen wir jetzt
nach Norden ab, begleiten die Jeetzel und suchen einige Kleinode in
der Landschaft der ausgedehnten Niederung. |
Lüchower Landgraben bei Kriwitz. |
Jeetzel |
Wasserwirtschaftlich ist das, was heute Jeetzel genannt wird, ein
Fremdwasserkanal, der eingedeicht und von der Umgebung abgetrennt das
Wasser aus den bisher dargestellten Niederungen zur Elbe führt und
unterwegs in kontrollierter Weise einige kleinere Fremdwasserkanäle
aufnimmt.
(Siehe auch
Kanalbau in Lüchow 1960.) |
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Das Prinzip:
Elbehochwasser kann in die eingedeichten Kanäle drücken, die keine
offene Verbindung zum Umland haben. Das Umlandwasser wird in einem
parallelen Netz von Gräben, Bächen und Alter Jeetzel bis nahe an die
Elbe geführt und gegebenenfalls in das höhere Kanalsystem gepumpt. |
Im Raum Lüchow hat sich die
Drawehner
Jeetzel auch im Stadtgebiet zu einem idyllischen Flüsschen
entwickelt.
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Nördlich von Lüchow mäandriert die Drawehner Jeetzel zwischen
Ackerflächen und nimmt örtliche Entwässerungsgräben auf. |
In diesem Bereich überquert die geplante
Trasse für die Umgehungsstraße von Lüchow die Drawehner Jeetzel. |
Bei Plate wird die Drawehner Jeetzel mittels Düker unter dem
kanalisierten Lübelner Mühlenbach hindurch geführt. |
Der Lübelner Mühlenbach(-Kanal) fließt nach wenigen hundert Metern in
den Jeetzel-Kanal. |
Die Drawehner Jeetzel findet eng an Plate und Müggenburg vorbei einen
schmalen Lauf bis zum alten Flussbett der Jeetzel. |
Von Müggenburg bis unterhalb Dannenbergs mäandriert das alte Flussbett
der Jeetzel noch zwischen bewachsenen Ufern und lädt zum vorsichtigen
Paddeln ein. An der Brücke zwischen Müggenburg und Rehbeck ist ein
offizieller Bootseinlass hergerichtet. Wer kein eigenes Boot hat,
leiht sich ein Kanu oder Kajak in Kremlin (www.canoes.de)
und zwecks Übernachtung findet man im nahegelegenen
Rehbeck die geeignete Station auf dem
www.reiterhof-laubach.de.
(Mehr
Infos zum Paddeln) |
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Bevor wir dem alten Jeetzelverlauf folgen, machen wir Abstecher in die
nach Osten weitläufige Niederung.
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In den Kernzonen der frühen Flurbereinigung und
Trockenlegung lassen ausgedehnte Kartoffel- und Maisfelder den
Radler etwas schneller in die Pedale treten.
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Die üblichen großen Ackerflächen werten wir hier mal durch eine
einzelne Kornblume auf. |
Auch so sieht`s noch ganz gut aus. |
Die langgestreckte Niederung von Lomitz-Schletau über Künsche und
Seerau zur Jeetzel, die durch den Lucie-Kanal extrem entwässert wird,
ist heute nicht mehr als zusammenhängendes Feuchtgebiet erkennbar.
Tatsächlich gibt es noch Waldgebiete und vernetzte Biotope. |
Besonders die ausgedehnte Lucie, mit Eichen-Erlen-Birken-Mischwald und
mit Tümpeln, offenen Gräben und Sumpfgebieten bietet vielen Singvögeln
wie Ortolan, Nachtigal, Neuntöter und Kranich, Schwarzstorch und
Rohrweihe Lebensraum. |
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Zwischen Krautze und Dünsche herrscht noch Grünlandwirtschaft vor,
unterbrochen durch Wäldchen, Gehölzgruppen und erfreulich breite
Wegränder. |
Ich durchquere das große Naturschutzgebiet der Lucie und nehme mir
einen ausführlichen Bericht für später vor.
In diesem siedlungsarmen Raum liegt irgendwo die Mitte des
Landkreises.
Bei Zadrau erreichen wir wieder eine Straße, passieren hinter Groß
Heide den Jeetzelkanal ohne hinzuschauen und wenden uns bei
Langenhorst wieder der Alten Jeetzel zu.
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Auch wenn ich jetzt die ebenfalls vorhandenen großen eintönigen
Getreideäcker in der weitgehend trocken gelegten Landschaft vertusche,
gilt doch, dass die Auenlandschaft noch vorhanden ist. |
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Zwischen Weitsche und Langenhorst erinnern Tümpel und Kühe auf
feuchten Wiesen noch an die Zeit, als
Ernst Grebien um 1915
in Langenhorst Landwirtschaft betrieb und in der richtig nassen
Landschaft mit Erfolg Aalreusen aufstellte. |
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Zwischen Langenhorst und Soven erreichen wir eine spannende Kreuzung.
Die Alte Jeetzel trifft auf den Kanal und verschwindet unter dem
Deich. |
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Den Kanal kümmert das aber nicht. Die Alte Jeetzel fließt unter durch
und erscheint auf der anderen Seite wieder. Paddelboote kann man über
die 100 m entfernte Brücke tragen. |
Das
sieht heute alles belanglos und kaum erwähnenswert aus. Aber wenn wir
die alten Fotos betrachten,
haben wir einen Eindruck davon, dass hier 1958 ein Bauwerk geschaffen
wurde, auf das man stolz war. Durch den Düker (Unterführung) passt ein
VW-Käfer.
(Fotos aus
dem Bericht des Jeetzeldeichverband von 1964) |
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Auf dem Wasserweg erhält man den schönsten Eindruck, weil man
weniger wahrnimmt, dass die Uferstreifen meist nur schmal sind. Hier
entsteht aber im Jahre 2007 durch Rückdeichung im Rahmen einer sehr
großen Ausgleichsmaßnahme eine 17 ha große Aue, die der Natur
überlassen werden soll.
Das
Konzept hört sich jedenfalls vielversprechend an. Schon während
der Bauphase haben sich Kiebitze eingefunden. (2008:
Der Kiebitz ) |
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Pferdezucht hat im Wendland lange Tradition. 350 Mitglieder haben die
Pferdezuchtvereine im Landkreis. Abgesehen von berühmten Spring- und
Turnierpferden bieten Pferde neben Fahrrad und Paddelboot die
schönste Möglichkeit, diese Landschaft zu genießen. |
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Sehr nahe am Ufer und nur wenig erhöht liegen die kleinen Dörfer
Liepehöfen, Prabstdorf und Bückau. |
Die Hofgrundstücke gehen in |
Prabstorf direkt bis an das Ufer. |
Von rechts kommt jetzt der Dannenberger Landgraben, der das Wasser aus
der Kleinen Lucie bringt und Verbindungen bis Dünsche und fast zur
Elbmarsch bei Laase hat. Er wird in die Alte Jeetzel geführt. Vorher
wäre noch der Kupernitzkanal zu nennen gewesen und Dannenberg hat am
Ostrand mit dem Reststück der Mühlenjeetzel noch einen schönen
Altwasserlauf. |
Kanal und alte Jeetzel fließen jetzt parallel durch Dannenberg |
und werden bei Lüggau mittels Schöpfwerk zusammengeführt. |
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Bau des Schöpfwerks bei Lüggau 1958. Die
eigentliche Jeetzel wird hier in den Kanal gepumpt, falls dessen
Wasserspiegel durch Rückstau der Elbe höher ist als die Alte
Jeetzel. |
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Spätestens hier erreichen wir die Elbmarsch. Die Deiche schützen von
hier ab nur noch Orte und lassen eine weiträumige Überschwemmungszone
offen. |
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Um die Niederungen der Nebenflüsse zu vervollständigen, sind die
höheren Teile, die als "Inseln" eingelagert sind, zu betrachten.
Gerade die kleinen Höhen- und Bodenunterschiede machen besonders in
den Übergangsbereichen die Landschaft vielfältig.
Die
Geestinseln und das Gartower Flugsandgebiet. |
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Wasser folgt
Elbe-Talaue
(Seite erstellt 2005) |