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Jameln um 1900
Fotos und Daten von
Michael Kablitz
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Jameln um1900
Jameln1930-1960
Jameln2006
Flachsfest 2008
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Vor einem halben Jahrhundert (1953) erinnerte sich der
Heimatdichter Harry Hahlbom wehmütig an den
1938 verstorbenen "alten Fahrensmann Kraul" und legte ihm den Satz in den Mund:
"Nichts
geht verloren im Leben."
Nun, Musikus Bernhard Kraul soll nicht
vergessen werden. Wir setzen ihm hier ein Denkmal und beobachten dabei
seine Herkunft und sein Dorf Jameln.
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Bernhard Kraul etwa 1910 vor seinem Hof in Jameln. |
Jahrzehnte später. Bernhard Kraul (Mitte) mit der Kapelle Kraul
in Breese im Bruche im Jahr 1933. (Links im Bild:
Werner Kriel aus Platenlaase.) |
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Ein paar Sätze über die Ahnenreihe, die weit zurück bekannt ist:
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Zu Zeiten der Lehensherrschaft durch Grafen und Freiherrn verfügte
der Freiherr Grote in Breese im Bruche über die Höfe in Jameln. Als
1754 der Brinksitzerhof am Eingang zum Rundling (heute "Das Alte
Haus") nicht mehr ordentlich bewirtschaftet wurde, setzte Freiherr
Grote als neuen Besitzer Johann Diederich Kraul aus Breese ein, der
1758 die Jamelner Catharina Dorothea Fick ehelichte. Als Brinksitzer
hatte er nur eine unwesentliche Landwirtschaft. Sein Hauptberuf war
Leinenwebermeister, daneben ist belegt: Amtsmeister, Krüger und vor
allem Musiker. |
Das "Alte Haus" |
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Die große Bedeutung von Flachsanbau und Leinenweberei begegnet uns in allen
Orten der Region.
Die Familie von Johann Diederich Kraul webte nicht nur selbst sehr feine
Stoffe, sondern betätigte sich auch als Aufkäufer für die auf den anderen
Höfen des Dorfes über den Eigenbedarf hinaus geschaffenen Stoffballen.
Krauls fuhren die Produktion des Dorfes mit Pferdewagen zur Verschiffung in
die Häfen. |
Flachsbearbeitung in Jabel 1930. |
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Belegt ist hier besonders die weite Fahrt bis Hoopte bei Winsen/L., während
sonst eher die Verschiffung über die Jeetzel und Elbe von Wustrow, Lüchow,
Dannenberg und Hitzacker aus bekannt ist. Zur Vergrößerung von Weberei und
Leinenhandel bauten die Krauls 1791 die "Weberkate" neben dem "Alten Haus".
Das Geschäft florierte einige Generationen, die wir jetzt überspringen. |
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Mitte des 19.Jahrhunderts, als viele nach Amerika auswandern, gelingt den Krauls weitere Vergrößerung. Sie
bauen rechts außerhalb vom
Rundling an der Ecke zur Landstraße Lüchow-Dannenberg einen "Aussiedlerhof"
und ein Gasthaus. Die beiden ersten Kinder von Johann und Catrina Kraul
sterben im Kindesalter. Der dritte Sohn, Carl geb. 1859, will Rechtsanwalt
werden und studiert in Göttingen. |
Als Erbe der großen Anwesen gibt er diese Pläne auf und führt in der Zeit um
1900, auf die wir uns jetzt konzentrieren wollen, das Gasthaus Kraul und
alles was dazugehört. Er bleibt ledig. |
Carl Kraul im Jahre 1907. |
Ein Gemälde von 1867 zeigt das Gasthaus Kraul an der Hauptverkehrsachse zwischen
Dannenberg und Lüchow. Bis 1911 verkehrt hier noch die Postkutsche mit
Postillon.
Auf weiteren Seiten wird dieses Haus eine Rolle
spielen. |
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Szene am Gasthaus um 1910
und Ausschnittvergrößerung. |
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Carl hat noch einen acht Jahre jüngeren Bruder Bernhard Kraul, geb. 1867,
der nun unsere Hauptperson werden soll. Ihm stand als Jüngstem eigentlich
nur eine übliche "Knechtrolle" zu. Es gelingt ihm aber 1891 also mit 24
Jahren, einen Kossaterhof am Eingang zum Rundling links zu
erwerben.
In Bernhard lebt besonders das musikalische Erbe seiner Vorfahren. |
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Schon sein Vater hatte mit der Kapelle Kraul 1865 den Besuch von König Georg
von Hannover durch das Wendland begleitet. Bernhard wird leidenschaftlicher
Musiker und überträgt schon als Jugendlicher überlieferte Musikstücke auf
Notenblätter und führt bald die Musikkapelle Kraul zu hohem Ansehen in der
Region. Als reger und erfolgreicher Mann kann er ein neues großes Haus auf
seinem Hof bauen und Luise Maatsch aus
Langenhorst zur Frau
gewinnen. |
Bernhard Kraul vor seinem Hof mit den Kindern Else und
Bodo. Aufgenommen um 1910 |
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1898 soll die Hochzeit sein. Das Haus wird auch rechtzeitig fertig, aber
dann scheint es ihm doch zu klein und er baut in aller Eile hinten noch eine
Verlängerung von drei Metern an.
1899 wird die Tochter Else geboren und 1904 der Sohn Bodo. Bernhard sitzt
oft nachts in seiner Stube im Schein der Petroleumlampe und zeichnet die Geschehnisse
im Ort auf, wo er bei allen Vorgängen immer tonangebend "mittenmang" ist.
Er betreibt seine Landwirtschaft, obwohl er als Musikus fast ständig
unterwegs ist. ("Fahrensmann"). |
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Die an ihn gerichtete Post von Gastwirten, Festveranstaltern und
Mitgliedern seiner Kapelle enthält bunt gemischte Titulierungen:
Hofbesitzer Bernhard Kraul
Musikdirektor B. Kraul
Kapellmeister Kraul
Musiker B. Kraul
Musikus Bernhard Kraul |
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Als im Jahre 1900 die
Freiwillige Feuerwehr Jameln
gegründet wird, übernimmt er die Funktion des
Hauptmanns. Die Berufs- oder Standesbezeichnungen in der Liste der
Gründungsmitglieder geben einen Einblick in die Erwerbsstruktur des Dorfes: |
Musikus Bernhard Kraul, Hauptmann (Bildmitte)
Hofbesitzer und Gastwirt
Friedrich Soetbeer, stellv. Hauptmann |
Abbauer Heinrich Maatsch,
Abbauer Christoph Schultz,
Häusling Heinrich Behrens,
Schneider August Borchert,
Stellmachermeister Wilhelm Rieckens,
Häusling Christoph Möller,
Häusling Heinrich Schulz,
Häusling August Paarz,
Hofbesitzer Heinrich Hennings,
Abbauer Johann Borchert,
Dienstknecht Otto Meinecke,
Häusling Heinrich Labahn,
Tischlermeister Friedrich Schulze,
Haussohn Heinrich Möller,
Dienstknecht Heinrich Bothmer,
Häusling Heinrich Krüger,
Hofbesitzer Heinrich Tribian,
Maurer Johann Dibbert,
Hofbesitzer und Gastwirt Carl Kraul,
Häusling Fritz Burmester |
Feuerwehrfest am 20. August 1905 in Jameln vor dem Haus von
Peters (neben dem "100-Taler-Haus"). Ein großes Fest mit
Schauvorführungen und Jahrmarkt mit Karussell. |
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Auch manches Andere ist um die Jahrhundertwende noch nicht
selbstverständlich. So wurden erst seit wenigen Jahren Molkereien gebaut.
Bis
dahin hat man nur auf den Höfen selbst gebuttert. Eine aufwändige Arbeit,
meist von den Frauen ausgerichtet.
Es ist in gewisser Hinsicht eine innovative Zeit, in der zahlreiche
Genossenschaften für unterschiedliche Zwecke gegründet werden. In diesem
Rahmen sind die Bauern auch zu Zusammenschlüssen für die Milchverarbeitung
bereit. Die Nachbardörfer einigen sich auf Jameln als Sitz der
"Molkereigenossenschaft Jameln", die im Jahre 1893 ihren Betrieb aufnimmt.
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Inbetriebnahme der Molkerei Jameln. 1893 |
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Auf dem Foto ohne Datum zeigt sich die Familie und
Belegschaft der Molkerei
Jameln. |
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Verein der Gastwirte Dannenberg und Umgebung 1907.
Zu dem Foto sind folgende
Namen belegt:
In der oberen Reihe steht als zweites Paar von links Gastwirt Franz Maatsch
mit Frau. Sie betrieben das Hotel "Zur Alten Post" in Dannenberg.
Oben rechts steht Ehepaar Schulz vom zweiten Gasthaus in Jameln, das später
unter dem Namen Soetbeer geführt wird.
In der mittleren Reihe stehen ganz rechts August Stahlbock und Frau aus
Gusborn. Für das Paar hinter dem Schild heißt es nur "Splietau und Frau".
Vorne links Heinrich Albrecht mit Frau aus Dannenberg. Daneben sitzend,
ebenfalls aus Dannenberg, Gastwirt Stahlhut mit Frau. Sie hatten ein Gasthaus
"An der Thielenburg" mit kleinem Park. Dort ist das Foto gemacht. Ganz
rechts am Tisch sitzt der ledige Carl Kraul. |
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Es spricht sich bald herum, dass Fräulein Else Kraul Ansichts-karten
sammelt, und deshalb erhält sie selbst nicht nur von ihren Freundinnen Post.
Manchmal heißt es auf der Karte lediglich:
"Für deine Kartensammlung." |
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Oder: Eine Einladung zum "Kränzchen-Reiten" in Gollau. "Grüße vom Gallusmarkt in Dannenberg". Eine andere: “... Ich wäre sonst zum
Markt gefahren, aber es war ja kein gutes Wetter.“ |
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Später dann auch: "Kommst du zum Kriegerfest in Lüsen?" |
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Die Kriegervereine stehen hoch im Kurs.
"Mit Gott für Kaiser und
Reich" steht auf der Fahne der Ortsgruppe Jameln des
Hannoverschen Kriegervereins (1912-1933). Bei der
Konkurrenz in Breselenz steht Ähnliches auf der Fahne. Aber die
Differenzen sind nicht zu übersehen. Die Breselenzer marschieren mit dem
Preußischen Kriegerverein.
Die Kapelle Kraul bläst für beide Vereine die Marschmusik.
Gesamtansicht der Fahne |
1913 finden überall 100-Jahrfeiern zum Sieg über Napoleon statt. Ganz
besonders auch in Dannenberg zum Gedenken an die Göhrdeschlacht. Zu den
Reden spielt die Kapelle Kraul und das wird sich etwa so angehört haben: Ton
Aus
großer Zeit, 1913 . (Das Datum war passend
geeignet zur propagandistischen Vorbereitung des Ersten Weltkriegs. Die
aussagekräftige Originalaufnahme wird vom Deutschen Historischen Museum,
Berlin auf
www.dhm.de/lemo/ zur Verfügung gestellt). |
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Häufig tingeln kleine Schauspielertruppen durch die Dörfer und
gastieren in den Sälen der Gasthäuser. Bei diesem nicht näher
bezeichneten Foto aus Jameln
könnte es sich um Schauspieler handeln. Keine der Personen ist den
Chronisten bekannt. Dies ist aber eine gewagte Vermutung und wir
hoffen, klärende Zuschriften zu erhalten.
Vergrößerung |
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Wir werden in den Dreißiger Jahren wieder einen Blick auf Jameln
werfen.
Die Tour führt zu einem großen Hof in
Wibbese.
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Seite erstellt im Mai 2007 |