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Die Zeichnung zum Turm. Architekten werden erkennen, das es zwei
Zeichnungen sind.
Die
Bezeichnung "Clenzer Schweiz" ruft bei Ortsfremden ein
Schmunzeln hervor. Aber immerhin sind wir hier oben 100 Meter höher als die
Kreisstadt Lüchow und im Winter fällt häufiger Schnee als im Jeetzeltal und
er bleibt länger liegen.
Es gibt eine Serpentinenstraße, die von Clenze aus auf die Höhe hinaufführt.
Sie hat den eigenartigen Namen "Kaffeemühle" (zu dem mir keine überzeugende
Erklärung bekannt ist). Aber diese vier Haarnadelkurven, die man eigentlich
als anachronistisch betrachten kann, gehören zum Weltbild der Wendländer und
Wehe dem, der die Kaffeemühle begradigen will.
Mitte der 1950er Jahre erdreisten sich Verkehrsplaner aus Hannover, eine
neue Straße schnurgerade durch das Bergland zu planen und damit der Clenzer
Schweiz die Rechtfertigung für ihren Namen zu nehmen.
Das
erzeugt heftigen Widerstand nicht nur in den umliegenden Dörfern, sondern im
ganzen Wendland. 1954 "bittet" der Gemeinderat von Bergen/Dumme im Namen
auch anderer Gemeinden von solchen Plänen Abstand zu nehmen. Tatsächlich
hört man drei Jahre aus Hannover nichts mehr darüber. Aber 1957 wird man
wieder aufgeschreckt. Ein Planfeststellungsverfahren ist schon
fortgeschritten. Unwillige Grundeigentümer sollen enteignet werden.
Gemeinden, Einwohner der Dörfer und Eigentümer erheben Widerspruch. Der
Kreisausschuss und der Kreistag lehnen einmütig die Pläne ab. Die
Elbe-Jeetzel-Zeitung schreibt im August: "Der Kampf um die Erhaltung der
Clenzer "Kaffeemühle", zu dem die Straßenbaudirektion in Hannover ...
herausgefordert hat, nimmt diesmal, wie wir vorausgesehen haben, weit
schärfere und leidenschaftlichere Formen an als vor einigen Jahren." Harry
Halbom wendet sich in der Allgemeinen Zeitung für die Lüneburger Heide mit
einem Appell, einem "Notruf", an die Einwohner im Nachbarkreis Uelzen.
Serpentinen in der Clenzer Schweiz (EJZ 1957)
Was letztlich die Beamten in Hannover zur Rücknahme der Pläne bewegt
hat, geht aus den vielen Zeitungsartikeln nicht hervor. Jahrzehnte
später heißt es in der mündlichen Überlieferung, dass die Eigentümerin
des meisten Geländes, Godula von dem Knesebeck in Korvin, durch ihre
konsequente Weigerung, Land abzugeben, die Landschaftszerstörung
verhindert hat.
Von der Kaffeemühle erreichen wir als
nächsten Ort das kleine Dorf Starrel.
Hier wohnen Hildegard und Ulrich
Kirchhof. (Portraits aus späterer Zeit)
Ehepaar Kirchhof entscheidet sich 1954, die Blockhütte zu übernehmen.
Ulrich Kirchhof arbeitet aber weiter in seinem Beruf als Vertreter für
Gastronomiebedarf, denn als existenzsichernd kann das Lokal kaum
geführt werden.
In den Nachkriegsjahren war es dem damaligen Pächter der Blockhütte
nicht gelungen, den Betrieb wieder rentabel zu führen. Das früher so
zahlreich erschienene Publikum aus dem Kreis Salzwedel ist nun durch
die Grenze abgeschnitten.
Als die Kirchhofs 1954 den Betrieb übernehmen, hat sich die Situation
schon etwas geändert. Es gibt eine neue Welle der Lust an
Sonntagsausflügen. Von Lüchow werden die Postbusse an Wochenenden für
regelmäßige Sonderfahrten zu den Kaffeegärten an der Schwedenschanze
auf dem Höhbeck und an der Blockhütte in der Clenzer Schweiz
eingesetzt.
Also warum in die Ferne schweifen? Wenn man mit dem Bus oder mit dem
neuen Goggomobil die Kaffeemühle hochgekurvt ist und kommt in diese
Blockhausidylle, darf man sich wie in der echten Schweiz fühlen.
(Links das massiv gebaute Haus mit größeren Gasträumen.)
An der Blockhütte um 1960.
Innen
Um das Ausflugsziel noch attraktiver zu machen, wird ein
Wildschweingehege eingerichtet und Ulrich Kirchhof baut einen kleinen
"Märchengarten" mit Miniaturhäuschen.
An Sommerwochenenden herrscht sichtbar Betrieb. Bis zu 200 Sitzplätze
können Kirchhofs anbieten.
Zwar gibt es in so manchem Winter
tatsächlich gute Möglichkeiten zum Skifahren, aber die Einrichtung von
Sesselliften wäre wohl übertrieben. Und so bleibt die Blockhütte im
Winter geschlossen.
Zu den Stammgästen im Sommer gehört Emmi Koch aus Kassau, die häufig
Besuch aus dem großen Verwandtschaftskreis bekommt. Dann heißt es: Auf
zum Kaffeetrinken in der Bockhütte.
Das Kaffeeservice vom obigen Foto existiert noch.
Im Laufe der Jahrzehnte sind viele Bäume hoch gewachsen, so dass der
Fernblick nicht mehr gewährleistet ist. Deshalb wird 1971 ein
Aussichtsturm gebaut. Die Initiative geht 1969 vom Gemeinderat in
Clenze aus. Es dauert allerdings zwei Jahre, für die Finanzierung
weitere Gemeinden und den Landkreis zu gewinnen. Zur Einweihung sind
dementsprechend einige Honoratioren anwesend und als zum Aufstieg
ermuntert wird, schreibt der Lokaljournalist von der EJZ: " ... stand
nun mancher der gewichtigen Herren vor keiner leichten Aufgabe, denn
22 m sind doch schon eine beachtliche Höhe."
Der ganze Artikel.
Ulrich Kirchhof betreibt die Blockhütte auch nach dem Tod seiner Frau
(1978) weiter, insgesamt 32 Jahre lang bis 1986.
Die drei Farbfotos wurden 2007 aufgenommen. Die Blockhütte stand zu
dieser Zeit verwaist und es schien, dass hier nie wieder Kaffee
ausgeschenkt würde. Aber im Frühjahr 2010 machte sich Silke Rühmann
mit großer Tatkraft daran, den Platz wieder zum Leben zu erwecken.
Ihr umfangreicher Freundeskreis, zum Teil aus Österreich, wo sie
im Winter arbeitet, hat sicherlich nicht nur zur Instandsetzung von
Lokal und Kaffeegarten beigetragen, sondern auch kräftig Werbung für
die agile neue Wirtin gemacht. Das schließe ich aus dem nebenstehenden
Video, das ein anonymer Dennis auf
www.youtube.de
veröffentlicht hat. Sie finden dort leicht weitere Videos von ihm. Wer
auch immer "DennisWeltweit" ist, offensichtlich ist auch er in die
Clenzer Schweiz verliebt.
Wir blicken wieder zurück in die 1950er Jahre. Willi und Emmi Koch
(links) haben mit ihren Gästen einen Ausflug zur Blockhütte gemacht. Von Familie Koch erfahren wir auf der nächsten Seite Ausführliches
über das Leben auf ihrem Hof in