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1954 bis 1959 Tarmitz im Wendland


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Fortsetzung von Grabow 1952
Lydia erzählt:
"Mein Wunsch, das Tarmitzer Haus meines Vaters zu bekommen, war nun in Erfüllung gegangen. Meine Eltern verschrieben es auf meinen Namen. Der Mieter Grambeck mit Frau war ausgezogen, hatte aber seine Mutter nicht mitgenommen. Sie und noch eine Familie Bunge blieben dort. Wir bekamen das Wohnzimmer, welches wir zum Schlafzimmer machten, eine kleine Kammer, wo wir eine Chaiselongue und zwei Sessel mit einem kleinen Tisch reinstellten und die große Küche mit Keller und Kellerkammer. Die Scheune mit Kuh- und Pferdestall und einen Schweinestall."

Das Haus ist zwar ziemlich runtergekommen, aber nichts geht über ein eigenes Heim. Ein zweiter Sohn ist auch schon da.
Es wird gebaut und renoviert und bald muss das Wasser nicht mehr mit dem Eimer aus dem Brunnen gezogen werden.
Die Töchter von Elfriede aus Grabow kommen oft zu Besuch.
Die Kinder helfen im Haushalt ...

 ... und beim Brennholz machen.

Ebenso beim Kleinvieh versorgen ...

und beim Renovieren.

Biologie- und Landwirtschaftsunterricht hautnah.

Und dann wird weitergebaut.

 

 

1957 sieht das Haus schon anders aus.

 
Trotz allem reicht es für einen Sonntagsausflug mit Picknick am Laascher See.
Zum Jahresrhythmus gehören die Osterfeuer. Für das Einsammeln des Baumschnitts und anderer brennbarer Abfälle bis hin zu Autoreifen sorgt die Tarmitzer Jugend, die im Frühjahr auch Krähen- und Spatzennester auszunehmen hat. Für diese Gemeinschaftsarbeiten wird sie im Mai belohnt.

Zur „Kraienköst“ zieht die Dorfjugend „Tein Eier in unsere Kiep“ singend von Hof zu Hof und sammelt Eier, Wurst, Speck und für die älteren darf's auch 'nen Schnaps sein.
 

Tarmitzer Jugend 1958
Eiersammeln zur „Kraienköst“ in Tarmitz 1958:
Tarmitzer Jugend 1958
Vor jeder Tür ist der Spruch aufzusagen:

„Tain Aier in unser Kiep, wir sünd arm un jie sünd rick.
Wenn jie uns tain Aier nich gäbn,
schall uns Oahn (Hahn)de bunt Oihner (Hühner) nich tredn.“

Gibt jemand nichts oder nicht genug, dann folgt der Spott-Reim:

Witten Twirn, swatten Twirn,
düs oll Wif de gift nich geern!

Hans-Joachim Volkmer, der heute in Böblingen wohnt, hat einige Fotos zur Verfügung gestellt, darunter auch dieses vom zugefrorenen Spritzenteich.
Reinhart Kronenberg schreibt uns dazu:

"Auch Unsinn haben wir getrieben, so haben wir z.B. das Motorrad des Scherenschleifers in den damals noch existierenden Spritzenteich geschoben, das gab Ärger durch Bürgermeister Leip! Mit zusammengebundenen Benzinkanistern haben wir uns auf dem Spritzenteich wahre "Seeschlachten" geliefert."


Foto www.wendland-archiv.de

Auf einem älteren Foto (30er Jahre) dient der Teich als Viehtränke.
Der zweite und größere Teich am östlichen Ausgang von Tarmitz eignet sich in vielen Wintern zum Eishockey spielen, bis er jeweils von den Bauern "enteist" wird. Sie laden die dicken Eisschollen auf Pferdewagen bzw. in den 50er Jahren auf Treckeranhänger und bringen sie in die Kühlkeller der Lüchower Brauereien.
Reinhart Kronenberg schreibt:
"Von 1947 bis 1955 haben wir bei Zahmel-Schulz, später bei Mente gewohnt. Mein Vater war zu dieser Zeit erst Schwarzbrenn- und Schwarzbutter-Schnüffler, später bei der Kreisverwaltung beschäftigt. An meine Kindheit und beginnende Jugendzeit in Tarmitz denke ich sehr gerne zurück.
Die Sandkuhle und der Apfelweg nach Kolborn waren unsere Spielecken. Im Luciekanal haben wir uns selbst das Schwimmen beigebracht. Im Herbst haben wir auf den abgeernteten Feldern die Kühe gehütet und am Kartoffelfeuer die letzten Kartoffeln gebacken. Schlittschuhlaufen auf den winters zugefrorenen Wiesen war einfach herrlich.
Alle Tarmitzer hießen irgendwie Schulz nur mit Flüggen- Zahmel-, Behn- usw. davor. Gestört wurde dieses einheitliche Schulzenbild durch die vielen Flüchtlinge im Ort.
Die ersten Trecker lösten die Pferdegespanne ab, der Fischmann aus Blütlingen kam einmal die Woche, sowie ein Bäcker, dessen Name mir leider entfallen ist."

Schlittschuhe werden unter die festen Winterschuhe geschraubt.

 

Das Foto links entstand 1962 auf der kleinen Tarmitzer "Graskuhle", die heute kein Wasser mehr enthält.


Zwei Fotos von der Arbeitspause beim Rüben hacken. (H.-J.Volkmer)


In der Mitte mit Brille: Bürgermeister Leip.

 
In Tarmitz wird weiterhin viel geheiratet, so dass wir auch im nächsten Jahrzehnt wieder Kinder beobachten können, die auf dem Lande aufwachsen.

 

In der Tour schauen wir uns noch Lüchow an. Dort muss jetzt manches an Einrichtungen geschaffen werden, weil Salzwedel als bisheriges Mittelzentrum nicht mehr erreicht werden kann.

  Lüchow 1950-1959

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