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1971 bis 1976 - Erste Landfreaks im Wendland
und Kleiner Grenzverkehr
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Bereich
Zum Thema
Es tut NIVEA als beim ersten Mal.
High sein, frei sein, bloß in keiner Partei sein.
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Natürlich gibt es weiter Schützenfeste, Reiterbälle und große
Hochzeiten. Während der Vietnamkrieg tobt, heiße Schlachten um Brokdorf, Grohnde und Kalkar geführt werden,
die Studentenrevolte...,
die
Emanzipation...,
die Hippies und Freaks nach Marokko und
Nepal pilgern, die Willi-Wählen-Kampagne den Kalten Krieg beenden
will, der Terrorismus zum "Deutschen Herbst" führt...
.... bleibt das
Wendland konservativ. |
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Bis auf wenige. Bei
denen ist der Wohlstand verpönt.
WG-Chaos und Beziehungskisten sind
angesagt. |
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Die Exil-Wenden in Marburg, Göttingen, Braunschweig oder Hamburg
kommen häufig "nach Haus", nicht nur zum Auto reparieren. Man trifft
sich in Küsten oder in der Tripkauer Mühle. |
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In Paris fällt man nicht auf. |
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Aber wer mit langen Haaren in Grabow (oder anderswo) in die Kneipe kommt,
provoziert Sprüche wie: "Da kommt Jesus!" Oder "Guck mal. Gustav
Nagel ist wieder da."
Oder (zum Foto rechts):
Rückkehr von einer Tramptour nach Nordafrika. Zu Fuß durch Lüchow.
Hörbare Bemerkung eines Passanten: "Es gibt wieder Lumpensammler." |
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Dennoch befällt auch im Wendland einige (doch so wohl erzogene)
Jugendliche dieser Protestvirus, dieser Geist der alles ablehnt, was
den Eltern wert und heilig ist. "Geh doch nach drüben!" fällt ihnen
dazu nur ein. Gerade diese Jugendlichen gehen tatsächlich nach drüben,
nutzen den Kleinen Grenzverkehr und treffen in Salzwedel auf
Gleichgesinnte, die sich in ihrem Staat durch Repressalien nicht den
Mund verbieten lassen. |
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Bernd erzählt: "Der Kleine Grenzverkehr war damals - in der ersten
Hälfte der 70er Jahre - eine einschneidende Erfahrung. Zum ersten Mal
konnte man sehen, wie es hinter dem Stacheldraht aussah. Von der
Grenze aus hatte man als Kind immer nur die Kirchturmspitze von
Salzwedel erkennen können, jetzt sah man nicht nur die Kirche, sondern
ganz Salzwedel." |
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"Wir waren zu viert beim ersten Grenzübertritt und
lernten zufällig gleich in Salzwedel eine andere Schülerclique kennen.
Danach sind wir immer wieder, vor allem an Wochenenden, rüber
gefahren, trafen uns alle auf Tanzveranstaltungen, am Arendsee oder in
Kneipen."
Einer in Salzwedel trägt stolz den
Spitznamen "Dubcek".
Eine gemeinsame Reise von Lüchower und Salzwedeler Jugendlichen nach
Polen 1976 (!) ist ein ganz und gar ungewöhnliches Highlight dieser
Jahre. Völlig ohne offizielle Organisation (im Rahmen der "Förderung
der Ost-West-Kontakte") und doch diese Ansätze von politischem
Frühling nach dem Kalten Krieg ausnutzend, verabreden sich zwei
Gruppen aus Lüchow und Salzwedel (14 km Entfernung) notwendigerweise
in Berlin (Ost), um zusammen eine Campingreise durch Polen zu machen.
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Konsumläden in Salzwedel. |
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(Seite erstellt 2005) |