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Naulitz um 1960
und die weitere Dorfentwicklung
(Quellen siehe rechte Spalte) |
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Der Rundling Naulitz verliert seinen Charakter, bevor die Bestrebungen zur Erhaltung der Rundlinge mit der Gründung
des Rundlingsvereins zur Wirkung kommen. Das Höfesterben infolge der Landwirtschaftspolitik setzt in Naulitz früh
und besonders deutlich ein. Von 10 Vollerwerbsbetrieben geben bis 1970 sieben
Betriebe ganz auf. Die Gebäude verfallen, werden abgerissen und zum Teil durch
Neubauten ersetzt.
Auf Hof Nr. 5 heiratet Gisela Jahnke (geb. 1940)
Reinhold Korth aus Klautze. Die junge Familie Korth führt den Hof durch alle
Krisen weiter und zwar ohne sich dem Diktat "Wachsen oder Weichen" zu beugen.
Bis ins verdiente Rentenalter am Ende des Jahrhunderts bewirtschaften sie den
Hof ohne ihn wesentlich zu vergrößern. |
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Der Ortsplan mit dem heutigen Gebäudebestand.
(Vorlage DGK im Wendlandlexikon)
Der ovale Rundlingsgrundriss ist in seiner äußeren Grundform noch
erhalten. Stark gewandelt hat sich das Ortsbild durch aufgegebene
Hofstellen, durch Ersatzbauten und umgebaute Haupthäuser.
Auf den Hofstellen waren im 20. Jahrhundert folgende Namen vertreten: |
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1 |
Heinrich und Martha Jahnke (ohne c), Kufahl, Schröder |
7 |
Främke, Warratz. Hinten: Kofahl |
2 |
Minna Werner |
8 |
Pächter Homann |
3 |
Irma und Herbert Roost (bauen 1964 das neue Haus), Eigentümer Janiesch Küsten |
9 |
Christoph Schulz, Martin Renner |
4 |
Helmke, Pächter Karl Henning, Eigentümer Schulz Schreyahn. Klaucke(?) |
10 |
Warnecke, Anna und Adolf Schulz, Helga und Ernst Adolf Schulz |
5 |
Beerbohm, Glabbatz, Jahncke, Korth |
11 |
Gustav Meyer |
6 |
Niehus, Gauel, Pächter Peter Niemann, Eigentümer (?)
Olga Röker Saggrian,
heute Dieter und Roswitha Schulz |
12 |
Heuer, Pape |
Für genauere zeitliche Zuordnung hoffen wir auf viele
Zuschriften.
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Wir wenden uns wieder dem dörflichen Leben der 50er und 60er Jahre zu und lassen
Gisela Korth über diese Zeit erzählen: |
Kinder, auch Gisela Jahncke und andere aus Naulitz, tragen den Erntekranz
beim Erntefest in Küsten. (Um
1950.) |
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Kartoffelernte
Als ich 11 Jahre war hatte Vater einmal mit dem Klabuster
zu viele Kartoffeln ausgemacht. Die konnten wir bis zum Abend
nicht alle einsammeln. Das war aber schon spät in der Erntezeit
und in der Nacht
gab es richtig Frost. Die Kartoffel waren gefroren und man
konnte sie nicht mehr essen. Wir haben sie aber doch alle
gesammelt und mussten sie an die Schweine verfüttern.
Zur Kartoffelernte hat Vater uns immer ein Fleet aus Stroh
gebaut. Da konnte man bei Regen Schutz finden und da wurde dann
auch zu Mittag gegessen. Dazugingen wir nicht nach hause. Und
natürlich Kaffeezeit mit Butterkuchen (Bröcken). |
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Oma wollte immer ein Radio haben. Als die
Fernseher aufkamen, hatten unsere Nachbarn den ersten im Dorf. Opa
durfte sich dann nachts um 3.00 Uhr in Dippes Haus schleichen und
Boxkämpfe im Fernsehen verfolgen. |
Fritz Jahnke aus Naulitz zu Besuch bei seiner Schwester vor dem Elternhaus in
Breese i. Br.,
aufgenommen 1955. |
Als er 82 Jahre alt war, wollte er unbedingt
selbst einen Fernseher haben. Aber er ist dann oft davor
eingeschlafen. |
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Erntearbeit (Dreschen) bei Jahnkes. |
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Wir hatten Herdbuchzucht von Kühen und Schweinen.
Wir haben unsere Ferkel immer nach Lüchow zum Ferkelmarkt
gebracht. Der war auf dem Burgplatz. Mit Pferd und Wagen haben wir die
Ferkel hingebracht. Das Pferd war erst kürzlich gekauft und alles
nicht so gewohnt. Das laute Geschrei der Schweine auf dem Markt hielt
es nicht aus und ging durch. Es galoppierte durch die Stadt. Bei
Schlachter Kemner konnte es wieder eingefangen werden.
Zu meiner Zeit haben wir auch einmal einen Gummiwagen voller
Zuchtsauen
nach Uelzen gebracht.
Wenn wir Kühe verkauft haben, also nach weiter weg zum Beispiel nach
Winsen/L., ging das auch nicht so einfach ab Hof wie heute. Wir haben
die Kühe nach Gollau zum Bahnhof getrieben. Dort wurden sie auf die
Bahn verladen. |
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Hinten bei Adolf Schulz gab es für das Dorf eine Notkuhle
(Löschwasser).
In einer Walpurisnacht haben die jungen Leute mal einen Wagen da rein geschoben.
Am nächsten Morgen musste der Wagen mit Pferden wieder rausgezogen werden.
Der Knecht musste rein ins Wasserloch um die Seile festzumachen. Nun,
er hatte nachts auch kräftig geholfen ... |
Heuernte in den 50ern. |
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Fuchsjagd mit dem Reiterverein Küsten. Auf einem der Pferde sitzt
Friedrich Jahnke. Aufgenommen wurde das Foto in
Küsten. |
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Auf dem Hof von Korths. Das Foto zeigt den typischen Wohnteil des
Niederdeutschen Hallenhauses, der hier im 19. Jahrhundert
einseitig um ein Stockwerk erhöht wurde.
Rechts hinten sieht man noch das Strohdach von
Hof Nr. 4, unter dem so überaus viele Fledermäuse "wohnten". |
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"Unser neuer Hanomag. Wir haben immer in
alter Tradition gewirtschaftet, ohne auf Pump zu investieren.
Wir haben immer nicht mehr gekauft, als wir Geld hatten. Einen zweiten Trecker haben wir uns geleistet. Wir waren ja
immer beide von früh bis spät im Einsatz. Für das Mistfahren war
der Frontlader dann gut. Einmal bei der Rübenernte ist mal was
passiert. Ich war da mit meiner Tochter neben dem Trecker und
wir haben so die Reste aufgeladen, die vom Frontlader gefallen
waren. Und da kippt doch der Trecker um. Dicht neben uns. Das
vergisst man ja dann nicht." |
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"Zehn bis zwölf Kühe (manchmal standen ja
zwei trocken) hab ich mit Hand gemolken, oft auch auf der Weide.
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Der Milchwagen kam morgens immer
pünktlich. Aber nachmittags ließ er lange auf sich warten. Da gab es
wohl unterwegs was zu trinken. Der kam und kam nicht. Ich musste doch
die Kannen wieder spülen. Die waren dann schon ganz angetrocknet. Wenn
wir Buttermilch bestellt hatten, kriegte ich den Rand kaum noch wieder
sauber. Bis das alles fertig war, mussten wir schon wieder melken. |
Eine Melkmaschine hatten wir erst ganz spät, weil unser Stall so
niedrig war. Als unser Sohn bei der Geno war, hat er dafür
gesorgt, dass hier doch eine Melkmaschine eingebaut werden
konnte.
Manche Nacht bin ich aufgestanden und hab die Ferkel abgenommen,
damit sie nicht von der Sau zerdrückt werden, und hab sie unter
die Lampe gelegt.
Wir haben auch Saatkartoffeln angebaut. Da muss man dreimal
durchgehen und die kranken Pflanzen rausziehen. Die haben wir
dann in die Schürze gesammelt und rausgetragen.
Urlaub haben wir nicht gemacht. Immer nur gespart. Dann konnten
wir auch etwas Land zukaufen und ein paar Maschinen auch. Aber
auf Kredit haben wir das nicht gemacht." |
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Schulzens auf Hof Nr. 10 schaffen schon um 1960 eine Melkmaschine an. |
Auf Hof Nr. 1 wurde die alte "zweischiffige" Scheune von Jahnkes(ohne
"c") erhalten und instand gesetzt. Das alte Haupthaus von
Nr.1 wurde durch einen kleineren Neubau ersetzt. |
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Auch auf den Hofplätzen 2, 3 und 4 stehen die alten
Hallenhäuser nicht mehr. Die Hofflächen sind leer. Klauckes haben auf
Nr. 4 die Scheune und Stall im hinteren Teil des Hofes renoviert
und dort Wohnungen ausgebaut. |
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Elf Personen aus
Wootz sind 1953 bei einer dramatischen Flucht unter Mithilfe eines
Volkspolizisten über die Elbe in den Westen gelangt. Darunter
war auch die Familie Roost. Nach einer Odyssee durch
Süddeutschland haben
Irma und Herbert Roost sowie seine Eltern Hugo und Elli Roost Unterkunft in Naulitz auf Hof 1
gefunden. Die
Wohnverhältnisse sind eng, zwei Kinder wachen heran und
Irma und Herbert Roost wollen wieder eigene Landwirtschaft betreiben. Es
gelingt ihnen, das Hofgrundstück Nr. 3 vom Eigentümer Janiesch in
Küsten zu erwerben und in bescheidenem Maßstab ihren Traum vom neuen
Haus und Hof zu verwirklichen. |
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Hof Nr. 3
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Es wird wieder in die Hände gespuckt ...
Heinrich Heuer behaut die Feldsteine. |
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Nicht nur aus gepflegten Karpfenteichen sondern auch aus Flüssen,
Bächen und Dorfteichen wird der Fischreichtum des Wendlands mit
Netzen, Reusen und Angeln geholt. |
Auf zum Angeln! |
Aale |
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Aale |
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Hugo Roost |
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Der neue Hanomag von Familie Roost. |
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Zum Schlachten sind die Räumlichkeiten bei Familie Roost nicht
geeignet. Das ist aber kein Problem. Das Schwein wird rübergetrieben zu
Familie Schulz auf Hof 10. |
Wenn das Schwein an der Leiter hängt, muss es begossen werden. |
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Die Naulitzer haben für die gemeinsame Pfingsttour die alten Kutschen
wieder angespannt. |
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Der Posaunenchor von Küsten hält seine Tradition, am Pfingstsonntag durch
Naulitz zu kommen, bis heute aufrecht.
Auf dem Foto sieht man auch das Haus Nr. 9, von dem kein
älteres Foto bekannt ist. Es wurde vergleichsweise früh zum reinen Wohnhaus
umgebaut und dabei mit einigen Kompromissen in der Giebelansicht im
Fachwerkstil erhalten. Nach Gisela Korths Erinnerungen muss es schon
vor 1940 so ausgesehen haben. |
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Naulitzer beim Schützenfest in Göttien. |
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Auf Hof Nr. 4 haben Klauckes als Ersatz
für das alte Haus die früheren Wirtschaftsgebäude im hinteren Teil des
Hofes renoviert und eine neue Wohnung eingebaut.
Nach dem Abriss des Hallenhauses dient die große Freifläche als
Garten. Der erscheint eines Tages als zu groß und deshalb wird
Getreide angebaut. Ein Kornfeld mitten im Rundling wirkt dann doch so
verwunderlich, dass es fotografiert werden muss.
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Zurück zu Jahnckes auf Hof Nr. 5
Jahnckes haben vor langer Zeit den Giebel ihres Hauses mit
Eternitplatten verkleidet. Unter der Regie von Gisela und
Reinhold Korth wird das Haus in den ursprüngliche Zustand
zurückversetzt und prächtig renoviert. |
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Gisela Korth: "Hinter den Platten waren
die Fachwerkbalken sehr verfault. Wir mussten fast alle Balken
ersetzen. In der "groot Dääl" ist noch alles wie früher
erhalten, mit Lehmwänden und Hühnerschlag und so. Nur zwei
Trägerbalken mussten wir unterziehen, weil das Dach jetzt
schwerer ist als mit Stroh gedeckt. Den ganzen Raum brauchen wir
ja nicht mehr. Zuletzt haben wir hier die Goldene Hochzeit von
meinen Eltern gefeiert. Da hatten wir hier alles schön gemacht
und mit Birkenzweigen geschmückt. Die Feiern in der großen
Scheune waren immer schön." (Foto 2009) |
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Im August 1982 findet Gisela Korth einen Anlass, die alte Tracht
ihrer Urgroßeltern mit der goldenen Timpmütze anzuziehen und
noch einmal zur Geltung kommen zu lassen. Leider erscheint das
angekündigte Fernsehteam nicht. Stattdessen wird das Foto nun
hier doch noch weltweit veröffentlicht.
Ich danke Gisela Korth für die vielen Fotos, die Vermittlung
weiterer Alben und für die Informationen bei den häufigen
Einladungen mit Kaffee und Kuchen. |
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Beim nächsten Thema will ich einmal selbst der Zeitzeuge
sein,
der sich an seine jugendlichen Eindrücke erinnert:
Die Grenze wird zementiert
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(Seite erstellt im November 2009) |