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Schmiedemeister Otto Schulz
und die Dorfgeschichte von Pudripp (1910 bis 1970)
Infos und Fotos von Helmut Schulz, Sohn des
Schmieds.
Postkarten www.wendland-archiv.de |
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Dort, wo man heute Pudripp findet, gab es vor 1900 keine
Siedlung. Das heutige Alt Pudripp lag inmitten großer Heideflächen und
an dem Fernverkehrs-Sandweg von Dannenberg nach Uelzen ist auf
der Karte nicht einmal ein Gasthaus eingezeichnet. Anfang des 20.
Jahrhunderts wurden zwei Hofstellen von Pudripp an diese Chaussee
ausgesiedelt und hier eine Molkerei und ein Gasthaus errichtet.
1910 hatten die beiden Ortsteile 26 Einwohner. Erst durch den
Eisenbahnbau 1924 entstand um den neuen Bahnhof das heutige Pudripp,
genaue Bezeichnung:
Bahnhof Pudripp. |
1839 |
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Die Molkerei (errichtet 1902) auf einer Postkarte von etwa 1910.
Hinweis von Knut van Züren:
Der Molkereipächter hieß 1929 Ludwig Paul Franz Max
Ollrog und war mein Urgroßvater. |
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50-jähriges Jubiläum der Molkerei-Genossenschaft Pudripp
1952. Rechts steht der Molkereimeister Karl Reinert. |
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Die Gastwirtschaft auf einer Postkarte von etwa 1910. Zu dieser Zeit ist das
Haus noch nicht so alt, wie es auf dem Foto erscheint. Carl Heuck hat es um
die Jahrhundertwende erbaut. Natürlich betreibt er auch eine kleine
Landwirtschaft.
Auch im Einwohnerbuch von
1929 heißt der Gastwirt Karl Heuck. Vermutlich ist es der Sohn des ersten
Gastwirts.
November 2011
Brigitte Paul schreibt: Ich fand diese Seiten als ich Spuren der Eltern
meiner Oma suchte. Es sind Carl Heuck aus Pudripp und seine Frau. Gibt es
über sie noch mehr Informationen? Ich weiß, dass sie den Gasthof hatten und
ihn verpachtet haben als meine Oma Adele meinen Opa, Adolf Paul, heiratete
und nach Detmold ging. Ich freue mich über eine Nachricht. bripaul(at)web.de
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Postkarte mit Stempel von 1921. Die großen Holzstapel vor der
Gastwirtschaft deuten darauf
hin, dass Familie Heuck Wälder besitzt. Die ehemaligen Heidegebiete um
Pudripp sind erst seit einigen Jahrzehnten aufgeforstet und die Art
der gestapelten Stämme lässt vermuten, dass ein relativ junger Wald
durchforstet wurde. Die Pferde, auf einem reitet eine Frau, werden
sicherlich zum Holz rücken im Wald eingesetzt. |
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Diese Postkarte ist nach 1924 aufgenommen, denn in diesem Jahr war die Einweihung der
Bahnlinie Dannenberg-Uelzen.
Der Viadukt über die "Hauptverkehrsstraße" ist für Bahnbrückeninteressierte
ein besonderes Kleinod, denn von dieser Konstruktion gibt es nur wenige
Beispiele.
Der neue Bahnhof bewirkt, dass aus dem Weiler von wenigen Aussiedlerhöfen
ein Dorf entsteht. |
(aus:
www.wendland-archiv.de ) |
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Bis
1929 wächst Bahnhof Pudripp auf 60 bis 70 Einwohner, die im Einwohnerbuch
mit folgenden
Haushaltsvorständen genannt werden:
Gemeindevorsteher Berthold Rosien,
Hofbesitzer von Nr.1 |
(An Familie Rosien
erinnert sich
Lisa Bakowski, die dort
1938 "in Stellung" war.) |
Wilhelm Bethge, Pächter von 1
Ludwig Oberg, Molkereipächter, 7
Heinrich Gehrke, Hofbesitzer 2
Wilhelm Hamburg, Pächter, 3
Wilhelm Hennings, Maurer, 8
Karl Heuck, Gastwirt, 3 |
Wilhelm Schulze, Abauer, 6
Otto Schulz, Schmied, 10
Wilhelm Schreinecke, Bahnbeamter, 9
August Sorge, Bahnbeamter, 4
Walter Spilker, Bahnbeamter, 9
Richard Kersten, Bahnbeamter, 5 |
Der Bahnhof gewinnt nach 1940 für kurze Zeit an Bedeutung, da hier ein
Anschlussgleis für das Rüstungswerk in
Dragahn gebaut wird und
zahlreiche Güterzüge, beladen mit Sprengstoff, Granaten und kleinen Bomben,
über diesen Bahnhof zur Fernbahn rangiert werden. |
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In dieser Zeit hängt im Gasthaus ein Bild an der Wand, das zur ungefähren zeitlichen
Einordnung des ansonsten undatierten Fotos hilfreich ist.
(Foto von Ulrich Rasche) |
Laut
Helmut Schulz ist die Bezeichnung "Gasthaus Hamborg". Er erzählt:
"Oft gastierte der "Landfilm". Im Vorraum wurde
der Projektor aufgebaut und im Saal stand die Leinwand. Willi Heers
bediente die Anlage. Oft
assistierte ich, besonders für die Werbe-Dias. Ich erinnere mich an eine peinliche Panne, als
ich Text und Dia
vertauschte, so dass Schuhe zu Zuckerkuchen wurden. Die Werbetexte
hatte ich der Reihe nach auf einem Tonbandgerät aufgenommen. Nun kam
der Text: Dextropur und Dextro Energen zwei Traubezuckerpräparate der
Maizenawerke. Gezeigt habe ich aber das Dia vom Schuhhaus Wegener aus
Dannenberg am Markt mit Zwei Damenlackschuhe. Peinlich." |
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"1945 begann hier Herr Dinsing eine
Blechverarbeitung in kleinem Betrieb. Er ging später nach Duisburg.
Mir fällt da noch eine Sache ein.
Kurz vor Kriegsende war gegenüber von unserer Schmiede auf der anderen
Seite der B 191 eine Vierlingsflak auf der Anhöhe stationiert.
Mit der Flak wurde damals noch ein Flugzeug abgeschossen.
Wir dachten es würde uns auf dem Kopf fallen, doch es schlug
in Fließau auf dem Feld ein und hinterließ dort einen tiefen Krater.
Vielleicht weiß noch jemand etwas davon."
Helmut Schulz, Sohn des damaligen
Schmiedemeisters Otto Schulz, wohnt seit 1954 in Krefeld. Im Gästebuch
dieser Website las er eine Frage nach dem Schmiedemeister von Pudripp.
Daraufhin sandte er uns die folgenden Fotos und nahm Kontakt zu der
Fragestellerin auf, die sich als Tochter seines Halbbruders Willi herausstellte. |
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Otto Schulz, geb. 1880, baute sich Anfang der 20er Jahre dieses Haus mit Schmiede und
Wohnung nahezu vollständig in Eigenleistung. Sogar die großen Hohlsteine hat
er selbst angefertigt.
Das Foto wurde, wie auch die folgenden, in den 50er Jahren aufgenommen |
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Beim Schmiedemeister Otto Schulz. Vorne der Sohn Helmut Schulz.
Pferde beschlagen ist eine der Haupttätigkeiten des Schmieds, zumal
in den jetzt herangewachsenen großen Forsten zahlreiche Pferde zum
Holzrücken eingesetzt werden. So erzählt Lisa Bakowski aus
Parpar, dass auch ihr Vater und die
Waldarbeiter von Dragahn ihre Pferde beim Schmied-Schulz in Pudripp
beschlagen ließen. |
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Sohn und Schmiedegeselle Helmut Schulz |
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Otto Schulz an der Esse mit seiner Frau, die den großen Blasebalg bedient. |
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Helmut Friedrichs (Sägerei),
Helmut Schulz (Schmiede) und
ein Geselle der
Molkerei. |
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Helmut Schulz hat auch ein Foto von
Maurer Kirchhof gefunden. Offensichtlich mauert er hier einen Türbogen.
"Sein Haus war das erste Haus in Richtung
Bellahn direkt hinter der Eisenbahnlinie rechts." |
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Auf Hof Nr. 8 hat Familie Hennings in dieser Zeit einen kleinen Laden,
den die
Bäckerei Rasche aus Zernien mit Brot
und Gebäck beliefert. |
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Otto Schulz in der Uniform des Schützenvereins.
Er starb 1964. |
Vor der Tür vom Gasthaus Hamborg. 1954(?) |
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Der 5. von links ist Gastwirt Homborg. |
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Schützenverein Pudripp. Ganz links Otto Schulz. Ohne Jahresangabe. |
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Schützenverein Pudripp. Antreten vor dem Einmarsch im Nachbarort Bellahn,
1954.
Der VW-Bus mit der Aufschrift Rundfunk gehört Schmied-Schulz. |
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"Nachdem immer mehr Trecker angeschafft wurden und in
Fließau ein junger Schmied eine eigene Werkstadt aufgemacht hatte, wurde das
Geschäft meines Vaters (als vorwiegend Hufschmied)
immer schlechter und er beschäftigte sich nebenher mit dem Handel von
Rundfunkgeräten. Er hat dann in Hitzacker ein Geschäft aufgemacht. Auch das
Geschäft wurde aufgegeben. Dann kam der Schlaganfall meines Vaters und alles
wurde verkauft." |
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"Anbei noch ein Bild vom Firmenwagen. Das Mädchen
auf dem Bild, Frl. Lüdke aus Lomitz, wurde später meine Frau." |
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Der Firmenwagen an der Tankstelle Belling in Dannenberg. |
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Helmut Schulz schreibt Anfang der Fünfzigerjahre gelegentlich Artikel für eine
Tageszeitung. Weil er zu den wenigen Personen gehört, die gern und häufig
fotografieren, wird er zu mancher Veranstaltung geschickt.
Ein
Schreiben der "Neue Jeetzel Zeitung" trägt leider keine Jahreszahl. |
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Die Neue Jeetzel-Zeitung war die Regionalausgabe der Lüneburger
Landeszeitung, die als Lizenzzeitung unter britischer Kontrolle nach 1945
als erste wieder die Region bediente. Ab 1949 erschienen mehrere Zeitungen,
die sich 1953 zur "Elbe-Jeetzel-Zeitung" zusammenschlossen. |
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In den 60er Jahren führt Familie Mohtsche in der ehemaligen Schmiede
einen Krämerladen.
Foto 1967 |
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Zum Vergleich: |
Die ehemalige Schmiede 2008 |
Die ehemalige Molkerei 2007 |
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Weitere neue Bilder von Pudripp auf der Seite
Pudripp.
In der Tour springen wir zurück in die
20er Jahre und machen wieder einen Besuch auf der anderen Seite der
Elbe.
Wootz und die Lenzer Wische
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weitere Orte im Kapitel
Städte und Dörfer.
(Seite erstellt im August 2009) |