|
1920 bis 1940 in Lüchow
|
Seiten zu Lüchow:
Lüchow 1900-1
Lüchow 1900-2
Lüchow 1910
Lüchow 1920
Lüchow 1937-1945
Lüchow 1945-1949
Lüchow 1950-59
Lüchow 1957
Kanalbau 1960-61
Die Insel
Drawehner J.
Burgmühlen J
Th.-K.-Brücke
Hohe Brücke
Gutshof
Lüchow um 1980
Lüchow 2005
Ortsumgehung L.
|
|
Beschauliches Leben in Lüchow. Keine großen Innovationen. Die
Lüchower Einrichtungen sind ausgelastet. Was es nicht gibt, gibt es in
Salzwedel. Der kleine Einzugsbereich im Umland ist versorgt. Inflation
und Weltwirtschaftskrise haben natürlich ihre Auswirkungen, aber im
Übrigen hält man sich an das Gewohnte. Nach der Einführung
der zentralen Wasserversorgung und der frühzeitigen Elektrifizierung
der Stadt im letzten Jahrhundert verliefen die meisten innovativen Pläne im Sande oder
gingen nach kurzem wieder ein. |
|
|
Das gesellschaftliche Leben
funktioniert nach festen Regeln in der von den Stadtvätern
konservativ geführten Stadt. Reges Vereinsleben mit großen Festen
und Umzügen, lebhaftes Treiben an den Markttagen. Es ist das, was man
später "die gute alte Zeit" nennen wird. Mehrere
konkurrierend gegründete Zeitungen fusionieren zum "Allgemeinen
Anzeiger".
Die Opfer des
Weltkriegs sind nicht vergessen. In den Kriegervereinen wird räsoniert
und politisiert. |
Blick hinter die Insel in den Jeetzelarmen. |
|
|
In der Stadt findet man noch dieselben Fahrzeuge wie in den früheren
Jahrzehnten. |
Ein motorisierter Krankenwagen ist eine Innovation. |
|
|
|
|
In der Bergstraße hat Schuhmachermeister Klaucke seinen Laden mit
Werkstatt. Im Nachbarhaus an der Ecke zur Tarmitzer Straße hat er ein
neues Schaufenster eingerichtet. (Siehe unten.) |
|
|
|
|
|
Der Blick durch die Tarmitzer Straße fällt
am Ende auf ein Haus, das später abgerissen und durch einen
Erweiterungsbau für das Kaufhaus Hettig ersetzt wird. (Foto aus den
Dreißiger Jahren.) Auf der rechten Seite in der Tarmitzer Straße 17
(heute Nr. 58 Schlachterei Deppe), haben 1929 laut Telefonbuch August
Feilke, Sattler, und Dorothee Feilke, Witwe, einen Telefonanschluss
angemeldet. (Hier
Vergleichsfotos.)
August Feilke stammt aus einer alten Leineweberfamilie, die in der
Salzwedeler Vorstadt von Lüchow wohnte. Seine Eltern,
Leinewebermeister August Feilke und Dorothee, geborene Steiling aus
Meetschow, waren in die Tarmitzer Straße gezogen. Der hier 1870
geborene Junior August Feilke wurde Sattlermeister und sein
Enkelsohn hat die folgenden Fotos zur Verfügung gestellt. |
|
|
|
|
Foto links, aufgenommen um 1900: Sattler und Polstermeister August
Feilke (1872-1945) mit seinem Vater, dem Leinewebermeister,
Blattbinder (Kammmacher) und Leggediener August Feilke (1840-1911).
Oben aus dem Fenster schaut die Frau des Sattlermeisters Auguste
Feilke, geb. Franke aus Uslar (1870-1945). Auf dem rechten Foto von
1936 fällt über dem Verkaufsaushang von Pferdegeschirr und Peitschen
das geänderte Firmenschild auf. |
|
|
|
|
Um 1900: Sattler und Wagenbauer, Tapezier und Decorateur |
1936: Sattlerei Polsterei Sattlermeister |
Der Beruf des Sattlers hatte ein breites
Tätigkeitsfeld. Nicht nur das Polstern von Sitzmöbeln und Tapezieren
mit Leder bei der Raumausstattung waren seine Aufgabe. Auch im
Kutschenbau wurde Leder verwendet. |
|
|
|
|
1936. August und Auguste Feilke mit
ihrem Enkelsohn Hellmuth. |
|
|
|
|
Die Wirtin Maria Fröhling vom Gasthaus auf der Insel beantragt 1925
ganz kurzfristig beim Magistrat der Stadt eine Genehmigung zum
Ausschank von Getränken aller Art beim Schützenfest.
(Vergrößern mit Mausklick)."Zu dem
bevorstehenden Schützenfeste bitte ich um die Erlaubnis zum Ausschank
von Getränken aller Art auf dem Schützenplatz. Achtungsvoll. Maria
Fröhling." |
Die Häuser auf der Insel mit "Fröhlings Marie".Es hat alles seine
bürokratische Ordnung, aber der amtliche Vorgang lässt sich doch
erfreulich formlos erledigen. |
|
|
In der Bergstraße etwas oberhalb vom Schusterladen gibt es einen
modernen PKW.
Auf dem späteren Gelände der Fa. Schütte (Roggan) führt August
Ahlswede aus Bösel eine seit 1893 existierende Strohhülsenfabrik.
|
|
|
|
Strohhülsen sind Schutzverpackungen für Flaschen. Eine
Strohschneidemaschine und eine Nähmaschine reichen aus, um den
Rohstoff Stroh als Verpackungsmaterial zu veredeln. Mit einer
Packpresse werden die Hülsen versandfertig zu Ballen gepresst.
Drei Teile einer Szene am Güterbahnhof 1936.
Rechts: Die Ballen der Strohhülsen werden in einen Güterwagon
verladen. Die Sendung geht an eine Kellerei, Ort leider nicht
lesbar.
Dahinter wird auch ein Fuder reines Stroh umgeladen. |
|
Anmerkung von A. Hille: "Dort steht meiner
Überzeugen nach Kellerei Klötze. Diese befindet sich in Klötze /
Altmark über die Straße beim Bahnhof bzw. neben dem ehem.
Kleinbahnhof." |
|
|
|
Links bei den Fahrrädern steht der Chef Ahlswede, der die Fabrik von
1932 bis 1945 inne hatte, und neben ihm Viehhändler Lühmann aus
Wustrow.
Das Fuhrwerk unten ist ein Gespann der Fa. Harbort mit dem Kutscher
Stoedter.
Die drei Ausschnittvergrößerungen stammen von einem Foto aus der
Sammlung von Erich Haacke, der auch die Informationen dazu geliefert
hat.
Das
Gesamtfoto in groß. |
|
|
Ergänzung im Juli 2010
Aus Dorfmark in der Lüneburger Heide teilt ein Urenkel von August Ahlswede
mit: "Der Motor, der die Strohhülsenfabrik
angetrieben hat, ist in meinem Besitz. Er ist in einem guten Zustand und
läuft noch!" |
|
|
Im Nachbarhaus von Cafè Rautenkranz, an der Ecke zur Burgstraße hat
Ludwig Huth ein Stoffgeschäft. Wolfgang von der Heyde, der später in
diesem Haus aufgewachsen ist, hat drei Fotos aus den Zwanzigerjahren
gefunden: |
Der Laden von Ludwig Huth (laut Adressbuch von 1929 Färbereibesitzer).
Im Schaufenster spiegelt sich das Haus der späteren "Milchbar Hentschel". Der Junge ist entweder Werner oder Karl Huth. |
Der Umbau des Ladens ermöglicht einen Durchblick von der Burgstraße
zur Langen Straße. |
|
|
|
Weil Innenaufnahmen selten sind, ist anzunehmen, dass dieses Foto von
Ludwig Huth in seinem Laden anlässlich der Neueröffnung nach dem Umbau
aufgenommen wurde.
Wolfgang von der Heyde schreibt dazu: "Das Bild
berührt mich deshalb, weil es die gleiche Einrichtung zeigt, die ich
als Kind noch kannte."
|
|
|
|
Frieda Rautenkranz heiratet den Bankkaufmann Fritz Wegner, der in der
Bank Neubauer & Co. angestellt ist.
|
Ein Enkelsohn von Frieda und Fritz Wegner wird uns später mehr
erzählen. Zunächst finden wir einige Verknüpfungen unserer "Spuren". |
|
|
Im Jahre 1923 wird die Bank Neubauer & Co. (zunächst unter der
Bezeichnung Wendländische Bank OHG) gegründet. Zu den Gründern gehört
auch Adolf Ritz, den wir aus der Sareitzer Spur kennen. Er übernimmt
nach Jakob Maaßen die Geschäftsführung der Bank, die ihre Räume im
Nachbarhaus von Wittes einrichtet. Das Haus ist aufgestockt,
vielleicht vollkommen neu gebaut. In dieser Bank arbeitet Fritz Wegner
einige Jahrzehnte.
Wir schauen wieder nach nebenan zu Wittes: |
(Die Bank wird 1967 Insolvenz
machen und von der Commerzbank übernommen werden.) |
|
|
1920 heiratet Margarete Witte den Leutnant der
Polizei Eberhard Greiner. Er geht 1927 als Hauptmann der Preußischen Landjägerei
(=Gendamerie, Polizei) nach Ostpreußen. Seine Familie zieht ebenfalls
dorthin. Foto: Familie Greiner mit ihren drei Söhnen 1928 in
Lyck.
Zwei Söhne werden im nächsten Weltkrieg fallen. Sohn Edzard
wandert später in die USA aus.
Eberhard Greiner überlebt den Zweiten Weltkrieg und ist später als
Tierarzt Dr. Greiner in Lüchow tätig.
Die Greiners zeigen im
Rentenalter mit dem Anlegen mehrer Alben zur Familien- und
Stadtgeschichte ihre enge Beziehung zu Lüchow. Auch von Marie Witte
liegt ein Album vor. |
Frau Greiner (auf dem Foto als junge Mutter) spendet
in hohem Alter der Stadt eine Parkbank für die Bleichwiesen. |
|
|
Das Städtische Elektrizitätswerk Lüchow auf einer
Postkarte
vom Anfang des Jahrhunderts. |
In einem Punkt war Lüchow schon vor der Jahrhundertwende
vergleichbaren Städtchen voraus gewesen. Es hatte eine zentrale
Stromversorgung und die Straßen waren elektrisch beleuchtet.
Marie Witte arbeitet bei den Elektrizitätswerken ÜLA (später
Hastra) bis zum Rentenalter. Sie
bleibt unverheiratet. Sie wohnt in der Badestraße neben ihren Eltern,
die den Laden bis in die 50er Jahre führen.
Ein paar Zeitsprünge mögen entschuldigt werden. Hier sind noch mehr: |
|
|
|
Marie und Margarete Witte auf der Bank vor dem Haus in der Langen
Straße. Ein Foto aus den 50er Jahren. Hanna Witte heiratet 1935 Egon Walter in Portugal.
Karl-Heinz wird Elektriker und fällt nach sechs Jahren Kriegsteilname
1945 "im Osten".
Mit Wilhelm Witte jun., der 1933 Gertrud Ebel in
Küsten
heiratet, wird diese Spur dort noch etwas fortgesetzt. |
|
|
Aus dem Fotoarchiv der Familie Rautenkranz-Wegner seien noch Fotos
gezeigt, die nicht aus Lüchow sind. Eine "Bootsfahrt auf der Elbe 1926"
bedeutet hier vielleicht das Übersetzen zur Verwandtschaft auf dem
alten Stammsitz der Familie (von) Rautenkranz in Darchau. Auch bei den
nächsten beiden Fotos geht es um Verwandtschaft, die aus Scharlippe
bei Stendal schreibt.
Man kann sich nicht oft besuchen. Offenbar vermisst man sich aber,
denn aus der Notiz auf der rechten Postkarte lese ich:
"Fritz soll auch
kommen!"
(1932) |
Auf der Elbe. |
|
|
|
|
Mit den Fotos aus der Nachbarregion beenden
wir diese Spur vorläufig.
Aber in Lüchow bleiben wir noch und schauen, wie es in der Drogerie
Stock weitergeht.
Drogerie Stock in den
20er Jahren
|
|
|
nach oben
zurück Weiter
in Lüchow
Witte-Spur (Seite erstellt 2006, ergänzt
im Juli 2009) |