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Wootz und die Lenzer Wische
1925 bis 1945

Quellen: Herbert Roost  

 

Mehr von der Lenzer Wische:
Wootz 1900-1925
Wootz 1925-1945
Flucht über
die Elbe 1953

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Wir verfolgen weiter die Spur der Familien in der Westprignitz, vom Wendland aus gesehen auf der anderen Seite der Elbe. Die Geschichte wird in den 50er Jahren ihren Höhepunkt mit der Flucht einiger Familien über die Elbe haben.

1926. Kindertanz. Aufgenommen vor dem "Gasthof zum Elbestrand" in Klein-Wootz.
Es liegen weitere große Gruppenaufnahmen vor, die mit zahlreichen Namen versehen sind. Falls Sie Vorfahren in den Dörfern der Lenzer Wische haben, sind sie vielleicht darunter:
Kinder  Mütter und Kinder  Frauen   Goldene Konfirmation
 


August Gilberg, der Bäcker aus Wootz, fährt Brot und Brötchen zum Verkauf aus.

 


Otto Rose und sein Vater Hermann fahren über die Dörfer und kaufen Ferkel auf.

 

August Wernecke hoch zu Ross mit seinen Pferden. Dahinter die Hofstelle von Richard Voss. (Um 1935)
 

In Wootz um 1935.
Die strohgedeckten Häuser sind weiterhin feuergefährdet. Das alte Zweiständerhaus von August Wernecke brennt im Jahr 1949 durch Kurzschluss ab. Einen früheren Brand in der Nachbarschaft hatte es unbeschadet überstanden. Davon erzählt Herbert Roost, der das Feuer seines elterlichen Hofes als Kind erlebt hat:
Feuer durch Blitzschlag
An einem heißen Tag im August 1931 hatten wir Besuch aus Lenzen. Es war sehr schwül und Willi und ich mussten zu Fehrmanns Gastwirtschaft gehen und Bier und Brause holen. Wir gingen dann zum letzten Mal durch den schmalen Gang zwischen unserem Haus und Wernekes Scheune. Es donnerte schon in der Ferne und aus Richtung Dannenberg zog eine Gewitterfront dunkel auf. Als wir wieder in der Wohnstube saßen, wurden die Schläge lauter. Ich hatte als Kind immer fürchterliche Angst vor Blitz und Donner.
Da, mit einem Mal ein greller Blitz und ein gewaltiger Schlag, der uns alle zusammenfahren ließ. "Dat hät dicht bi inslogen" rief mein Vater und eilte zum Fenster. Bei Gödes und Roses war nichts zu sehen. Aber da hörten wir schon die Schreie "Feuer!  Feuer" von unserem Helfer Karl, der seine Kammer im alten Haus neben der Diele hatte. Als er über die Diele ins Freie lief, fiel schon das brennende Heu von oben auf den Boden nieder. Wie wir, die wir alle in der Wohnstube gesessen hatten, nach draußen liefen, qualmte und brannte der ganze Dachfirst. Da war nichts mehr zu retten. Es brannte lichterloh und das Feuer sprang auch auf das Nachbargebäude über, denn unser altes Haus und Wernekes Scheune waren mit Stroh gedeckt. Es brannte wie Zunder. Nun waren auch unsere neue Scheune und Wernekes altes Haupthaus in Gefahr. Da unsere Scheune aber ein flaches Dach hatte, konnten die Helfer aus der Nachbarschaft auf dem Dachfirst langlaufen und Wasser aus Eimern über die Dachpappe schütten. Diesen Männern ist es zu verdanken, dass nicht noch mehr ein Raub der Flammen wurde. Als die Wootzer, die Kietzer und die Mödlicher Feuerwehren endlich mit den pferdebespannten und handbetriebenen Löschfahrzeugen ankamen, konnten sie nur noch die in Schutt und Asche liegenden Reste ablöschen. Menschen und Vieh kamen nicht zu Schaden. Die paar Schweine hatte man ins Freie gejagt und das übrige Vieh war ja auf der Weide. Es hat noch wochenlang gequalmt und nach Brand gestunken.
 
In aller Eile müssen neue Gebäude noch vor dem Winter erstellt werden. Herbert Roost erzählt vom Neubau der Stallungen:
Eines Tages holte der Baumeister Düverth meinen Vater und mich mit dem Auto ab und wir guckten uns Viehställe an, die er schon gebaut hatte. Dann ging der Neubau los.

Lastkahn bei Hochwasser 1940 in Mödlich.

Die Steine kamen von der Ziegelei Broder in Amt Neuhaus. (Anmerkung: Die Siedlung Broder gegenüber von Damnatz lag später der DDR-Regierung zu nahe an der Elbe und wurde "platt gemacht".) Die Ziegel wurden mit dem Kahn die Elbe hoch gebracht, im Klein Wootzer Hafen auf Pferdefuhrwerke umgeladen und auf unseren Hof gefahren. Der Kies wurde auch auf der Elbe angeliefert.


Hugo Roost kommt mit einer Fuhre Bauholz aus Lenzen.

Alles ist zum guten Ende gekommen. Das Vieh konnte im Herbst in den neuen Stall Einzug halten. Nun war natürlich alles neu und übersichtlich und, was die Arbeit betraf, viel besser als im alten Gebäude.
Vielleicht war es für meine Eltern Glück im Unglück. Wer weiß, wann sie ohne die Brandkatastrophe zum Bauen gekommen wären.

Links: Das neue Stallgebäude.

 

Die Stellmacherei und die Schmiede

 
Herbert Roost hat weitere Geschichten aus Wootz und Umgebung aufgeschrieben, die den Rahmen dieser Seite sprengen würden. Vielleicht schreibt mal jemand eine Chronik von Wootz? Darin sollte dann Robert Maaß nicht fehlen. Er wird als lebenslustiges Original beschrieben, als einer, der immer geschickt darauf aus war, billig an "Trinkbares" zu kommen.

Die Schmiede von Richard Heinecke und nebenan die Stellmacherei von Robert Maas in Klein Wootz. Hedwig und Richard Heinecke mit ihren Kindern Gustav, Käthe, Werner und Bruno. Aufgenommen etwa 1925.

Zwei benachbarte Werkstätten. Stellmacher Tiede hatte zwei Töchter. Schmied Heinecke einen Sohn. So ergab es sich, dass Hedwig Tiede den Nachbarn Richard Heinecke heiratete.

Für Agnes Tiede und als Nachfolger für die Stellmacherei findet sich ein junger Geselle aus Stavenhagen in Mecklenburg ein. Das ist Robert Maas.

 

Käthe Heinecke (verh. Otte) schreibt später ein langes Gedicht auf Plattdeutsch über einen der Späße von Robert Maas.     Een scheun Geschicht över Robert Maas
Wenn auch in den Anekdoten über ihn viel von Alkohol die Rede ist, so findet doch seine Arbeit als Stellmacher große Anerkennung.


Robert und Agnes Maas "in Gala".


 


Stellmacher Robert Maas vor seiner Werkstatt.
 
Herbert Roost
Die Wootzer Hütte
Die Viehhirtenhütte wurde solange ich denken kann und auch schon zu Urgroßvaters Zeiten auf unserer Wiese Hohwier vom jeweiligen Viehhirten aufgebaut. Sie bestand aus einem Holzgerüst und wurde mit Stroh gedeckt. Im Herbst, wenn das Jungvieh in die Ställe getrieben wurde, baute der Hirte die Hütte wieder ab. Im Winter wurden die Wiesen von der Elbe überflutet, so dass die ganze Fläche von Dömitz bis Lenzen ein einziger See war. Die Feldmark der Lenzerwische war dann vom Achterdeich geschützt.

In der Hütte wurden vier Holzpfähle in den Boden geschlagen. Darauf kam die Tischplatte. So wurden auch zwei Sitzbänke hergestellt. Neben dem Bett stand ein kleiner Schrank für die paar Utensilien des Hirten und in der Mitte des Raumes ein kleiner Kanonenofen, der zum Kochen diente und bei gutem Wetter draußen aufgestellt wurde. Das Wichtigste in der Hütte war der Kühlraum, ein Loch im Boden, 1,50m im Quadrat und 1m tief. Abgedeckt mit Holzbohlen blieb in diesem "Keller" das lebensnotwendige Nass immer kühl und das bestand aus Bier und schärferen Sachen. Für Kinder wurde rote Himbeerlimonade bereit gehalten. Der Hirte lebte hier zwar allein aber nicht einsam, denn die Wootzer Hütte war ein beliebter Treffpunkt. Das köstliche Nass verkaufte der Hirte an die Bauern und Knechte, die in der weitläufigen Gegend heuten oder sonstwie arbeiteten.
Wenn der Hirte mal ins Dorf musste, schloss er die Hütte ab und legte den Schlüssel an einen jedermann bekannten Ort, so dass man sich auch bei seiner Abwesenheit bedienen konnte. Das Geld legte man auf seinen Tisch und verschloss die Hütte wieder.
Die Bauern mussten häufig "mal nach ihren Färsen auf der Weide sehen". Sie kamen mit dem Einspänner oder mit dem Fahrrad vorgefahren und brachten dann auch schon mal eine heimlich vom Räucherboden geholte Mettwurst oder ein Stück Schinkenspeck mit. Das wurde mit dem Taschenmesser über den Daumen geschnitten und bei Bier und Schnaps verzehrt. Oft dauerte es nicht lange und ruckzuck saß dort eine ganze Gesellschaft zusammen und mancher kam abends nicht mehr ganz nüchtern auf seinen Hof zurück.


Auf der Tür steht mit Kreide geschrieben:
"Zur guten Quelle. Johann Franke, Klein Wootz."


Johann Franke, August Wernecke und zwei Kriegsgefangene vor der Wootzer Hütte.


Besuch vor der Hütte. Johann Franke sitzend. Der kleine Junge ist Friedhelm Fehrmann "Kräuger", also der Sohn von Gastwirt Fehrmann.

 


Seit 1928 hat Herbert Roost eine Schwester Marianne, hier auf dem Foto als Kind. Sie wird später durch die Elbe schwimmen.
Rechts ihre Mutter Elli Roost, geb. Mertens, und links neben Marianne die Oma Anna Mertens, geb. Wesse. Deren Vater, also der Uropa, Heinrich Wesse wird 100 Jahre alt. (Foto unten)

 

Heinrich Wesse 1841 bis 1941.
Aufgenommen 1933


Herbert Roost

 


Zitat aus dem Album: Ein Foto aus den dreißiger Jahren, fotografiert sicherlich auf einer Hochzeit in Rosensdorf oder im Wendland? Von links auf dem Auto "Opel P4" sitzend Erich Pröhl(?) und Konrad Eggert, Stehend von links Arnold Korth, Arnold Eggert, Otto Eggert. Alle aus Rosensdorf.
Arnold Korth ist um diese Zeit in Klautze bei Trebel verheiratet. Sein Sohn Reinhold heiratet später nach Naulitz, wo auch die Familie Roost nach der Flucht aus der DDR neuen Wohnsitz nehmen wird.

 


Apfelernte vom Obstgarten der Familie Roost,

 


Drei Pferde vor dem Selbstbinder.

 


August Wernecke auf seinem Lanz Bulldog.

 
Bis 1933 ist man allgemein Mitglied im "Stahlhelm" und wählt die Deutschnationale Partei. Die Jugendorganisation Scharnhorst-Bund steht in Konkurrenz zur Hitler Jugend.  Herbert Roost und viele Jungen der Lenzer Wische gründen den örtlichen Scharnhorst-Bund erst 1933. Aber kurze Zeit später werden die Vereine und Parteien in NS-Organisationen eingegliedert und "alle hielten schön den Mund". (Herbert Roost). Der Scharnhorst-Bund wird auf dem Höhbeck feierlich in die HJ aufgenommen.

Hugo Roost, der auch im Stahlhelm ist und seit 1932 Gemeindevorsteher, weigert sich, Mitglied der NSDAP zu werden und wird 1935 als Gemeindevorsteher abgesetzt.


Der Reiterverein Lenzer Wische 1932
   
   Noch ein Zitat von Herbert Roost aus einer Geschichte über die Jagd in Wootz:
"Wenn die Mittagszeit zuende war, wurde auf dem Jagdhorn zum Aufbruch geblasen. Einmal blies ein für mich fremder Mann das Horn, den hatte ich nie vorher gesehen. Wer war denn das, der da so schön geblasen hat." fragte ich meinen Vater. Das war Willi Kofahl aus Belitz, das liegt im Wendland hinter Lüchow. Da hat doch Lütkes Anna diesen Winter eine Tochter geheiratet. Deshalb hab ich ihn mal zur Jagd eingeladen."
Viele Jahre später habe ich Onkel Willi erst richtig kennen gelernt. Wenn mir damals einer im voraus erzählt hätte, wie ich Belitz und die Familie Kofahl kennen lernen sollte, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt."

Um darüber mehr zu erfahren, klicken Sie unten auf "Weiter in dieser Spur".

In der Tour sind wir etwa im Jahr 1925 und nehmen die Fähre zurück über die Elbe nach Gorleben. Wir wollen nach Nauden in der Dummeniederung. Komplizierte Reise. Es gibt neuerdings einen Omnibus zwischen Gartow und Dannenberg.

Wir fragen mal den

Busfahrer Karl Heise.

 

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